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Michael Collins
Terrorismus oder Freiheitskampf?
Der Film erzählt, wie der Name schon vermuten lässt, die Lebensgeschichte des irischen Freiheitskämpfers Michael Collins, der von Liam Neeson außerordentlich überzeugend dargestellt wird.
Die Handlung beginnt mit der Niederlage der irischen Armee gegen die militärisch weitaus überlegenen Engländer, aus der Michael Collins den Schluss zieht, dass ein regulärer Krieg mit klaren Fronten für Irland nicht zu gewinnen ist. Also ändert er die Strategie und bildet die IRA im Partisanenkampf aus. Das bedeutet: Anschläge aus dem Hinterhalt sowie gezielte Erschießungen und Bombenattentate auf die englischen Besatzer in Irland. Natürlich könnte man diese Art der Kriegsführung nicht nur als Partisanenkampf oder Guerillakrieg, sondern auch als Terrorismus bezeichnen. Es ist schon deshalb lohnenswert, sich diesen Film anzusehen, weil man, inspiriert durch das irische Beispiel, eine differenziertere Perspektive auf aktuelle Vorgänge in anderen Ländern gewinnt. Aber das nur nebenbei.
Nachdem die IRA die Engländer durch diese Taktik immer mehr in Bedrängnis gebracht hat, wird Michael Collins vom irischen Präsidenten zur Ordnung gerufen. Gegen den Willen von Michael Collins wird beschlossen, wieder auf reguläre Kriegsführung umzustellen. In der darauf folgenden großen Schlacht geben die Engländer sich überraschend schnell geschlagen. Michael Collins wird vom irischen Präsidenten dazu berufen, mit England ein Friedensabkommen zu verhandeln. (Übrigens ist das problematische Verhältnis zwischen Michael Collins und dem irischen Präsidenten ein Leitmotiv, das sich durch den ganzen Film zieht. Beide zeigen großen Respekt voreinander, aber nachdem Michael Collins ein gefeierter Held Irlands wird, während der machtlose Präsident nur noch eine Nebenrolle spielt, entsteht eine verhängnisvolle Rivalität.)
Michael Collins handelt mit den Engländern einen Kompromiss aus, der den Iren statt der gewünschten souveränen Nation nur eine Republik zubilligt, und der zudem die Teilung Irlands vorsieht. Die Alternative zu diesem Kompromiss läge in einem langen, blutigen und möglicherweise aussichtslosen Krieg, den Michael Collins vermeiden will. Tragischerweise sehen das viele seiner ehemaligen Mitkämpfer anders, unter ihnen auch sein bester Freund. Es folgt ein Bürgerkrieg, in dem Michael Collins mit gemischten Gefühlen gegen seine eigenen Landsleute kämpfen muss. Den Ausgang der Geschichte verrate ich lieber nicht, damit es für Euch spannend bleibt.
Wie die Starbesetzung schon vermuten lässt, ist Michael Collins ein sehr beeindruckender und äußerst professionell gemachter Film, der alle Zutaten enthält, die man von einer Hollywood-Produktion erwartet. Das alte Irland ist sehr schön dargestellt, der Film bleibt durchgehend spannend und schildert neben den politischen Konflikten auch die persönlichen, emotionalen Tragödien im Leben des Helden. Dazu gehört (wie könnte es auch anders sein) eine komplizierte Liebesgeschichte. Das bereichert den Film allerdings eher, als dass es ihn schwächen würde, denn Liam Neeson und Julia Roberts geben ein schönes Paar ab, und das Drehbuch gleitet an keiner Stelle ins Sentimentale oder Kitschige ab.
Der Film bezieht sehr eindeutig Stellung für Michael Collins und den irischen Freiheitskampf. Ich kenne mich mit der irischen Geschichte nicht gut genug aus, um seine Objektivität und die historische Tatsachentreue werten zu können, aber ehrlich gesagt finde ich das auch zweitrangig. Wichtiger scheint mir, dass es sich um einen sehr unterhaltsamen, spannenden und zugleich nachdenklich stimmenden Film handelt, der die Leihgebühr allemal wert ist.
Wer genauer wissen will, was dieser Film mit Megalith zu tun hat, der sollte sich auch den Text zu unserem Lied »Martyrium« durchlesen, denn dieses Lied wurde durch den Film inspiriert. Die Gemeinsamkeiten beschränken sich aber auf ein Minimum.
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