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Death Metal
Death:
Individual Thought Patterns
Chuck Schuldiner und seine Musik dürften wohl jedem bekannt sein. Eigentlich sind alle Death Alben (abgesehen vom Debut) sehr zu empfehlen. Mein persönliches Lieblingsalbum ist »Individual Thaught Patterns«, weil es dort ungeheuer verspielt, wild und virtuos zur Sache geht, ohne dass die Musik jemals auch nur ansatzweise langatmig wird. Ein solches Album hört man sich am besten direkt nach dem Erwerb vier Mal an. Das erste Mal achtet man auf die Gitarren, das zweite Mal auf das Schlagzeug, das dritte Mal auf den Bass und das vierte Mal auf die Gesamtheit all dessen. Man kann bei den nächsten 100 Durchgängen jedes Mal etwas Neues entdecken. Zudem hat die Musik auch unheimlich Druck und Tempo. Solche Alben werden nie langweilig.
Es ist wirklich schade, dass Chuck so jung sterben musste. Das letzte Album »The Sound of Perseverance« klang sehr verheißungsvoll, man hätte also bestimmt noch großartiges von Death zu hören bekommen. Wer seine Band schlicht »Tod« nennt und nachdenkliche Texte wie »Suicide Machine« schrieb, der wird sich der Zerbrechlichkeit des Lebens aber bestimmt bewusst gewesen sein. Vielleicht war ihm das in seinen letzten Wochen eine Hilfe.
At the Gates:
The Red in the Sky is Ours
With Fear I Kiss the Burning Darkness
Slaughter of the Soul
Die ersten beiden Alben unterscheiden sich so sehr von »Slaughter of the Soul«, dass man meinen könnte, es handle sich um zwei verschiedene Bands. Auf ihnen spielen At the Gates sehr schnellen, komplizierten und experimentellen Schweden-Death-Metal, in den man sich erst einmal hereinhören muss. Wenn einem das gelungen ist, dann versprühen sie aber eine derartige Spielfreude gepaart mit einer so dichten Atmosphäre, dass man sich kaum ihrem Reiz entziehen kann. Die Texte sind in ihrer Sparte (ungereimt, bildhaft und philosophisch) das Beste, was ich jemals lesen durfte (verstehen kann man den Gesang ohne Booklet aber freilich nicht). Das Gekreische des Sängers klingt sehr extrem und war damals etwas relativ Neues. Ich muss gestehen, dass ich es heute nicht mehr so sehr zu schätzen weiß, weil es kaum Abwechslung zulässt und eigentlich überhaupt nicht zu den nachdenklich-poetischen Texten passt. Das ändert aber freilich nichts daran, dass er objektiv betrachtet für diese Musiksparte ein sehr guter Sänger war/ist.
Das »Slaughter of the Soul« Album ist ganz im Gegensatz zu ihren Frühwerken sehr »geradeaus« gespielt, die Lieder sind kurz und übersichtlich aufgebaut, dass Tempo ist nach wie vor atemberaubend. Auf diesem Album klingen At The Gates das erste Mal wirklich druckvoll. Auf seine Weise ist dieses Album deutlich besser als die ersten beiden. Schade ist allerdings, dass es textlich und atmosphärisch wenig zu bieten hat.
Bolt Thrower:
War Master
Bolt Thrower spielen atmosphärischen Death Metal mit leichtem Slayer-Einschlag. Man kann, so ähnlich die Alben sich auch alle sind, »War Master« als ihr Bestes empfehlen. Die Texte handeln fast ausschließlich von Krieg, und die Musik liefert den idealen Soundtrack zur apokalyptischen letzten Schlacht. Düster, gewaltsam und drohend walzen Bolt Thrower alles unter sich nieder. Allein die tiefe Stimme von Karl Willetts einmal zu hören macht den Kauf schon lohnenswert. Wenn ihr dieses Album schon haben solltet, dann sei Euch die »Fourth Crusade« ans Herz gelegt. Die dürfte wohl als zweitbeste durchgehen, wobei es eigentlich kein schlechtes Bolt Thrower Album gibt. Das einzige Problem: Bolt Thrower haben zwar einen wirklich eigenen Stil, sie bleiben diesem aber immer so treu, dass man nicht unbedingt mehr als ein oder zwei Alben braucht.
Deicide:
Deicide (Debut)
Deicide haben eine ganze Menge guter Alben gemacht, aber ihr Debut konnten sie wohl nie mehr überbieten (wobei ich eingestehen muss, auch nicht alle Alben eingehend kennengelernt zu haben). Wer superschnellen amerikanischen Death-Metal mit exzellentem Grunz-Kreisch-Gesang und provokativ satanischen Texten liebt (nicht mehr ganz mein Geschmack – aber früher fand ich es mal grandios), der muss dieses Album einfach haben. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente, wie das nur bei wenigen anderen Bands der Fall ist, und der fette, röhrige Sound passt perfekt zur Musik. Über den Mastermind Glen Benton kann man sich aber freilich streiten. Seine sehr amerikanische Ausprägung des Satanismus lässt sich nur schwer ernst nehmen. In Interviews erzählt er am liebsten, wie gerne er Tiere quält, und in den Texten zum Debut singt er gar von der Opferung eines ungeborenen Kindes (wohl sowas wie 'ne neue Form von Abtreibung). Aber wie gesagt: Ernst nehmen kann man den Schwachsinn kaum und die Musik wiegt die Texte wieder auf.
Macabre:
Sinister Slaughter
Dahmer
Hast Du jemals daran gedacht, dir auf dem Schwarzmarkt eine Maschinenpistole zu besorgen und damit (z.B. in Frankfurt Offenbach) amok zu laufen? Wenn ja, dann kaufe dir vorher alle Macabre Alben, um deine Kollegen besser kennen zu lernen. Auf »Sinsiter Slaughter« wird mit großem spielerischem Können in einer grandiosen stimmlichen Vielfalt und mit einigem Humor eine Orgie der Gewalt gefeiert. Dass dieses Album im Rock Hard 3 Punkte Abzug für die Texte erhielt (und trotzdem noch ganz gut wegkam) beweist alleine schon seine Qualität. Nach diesem Album wurde es erst mal ziemlich still um Macabre. Abgesehen von einer sehr kurzen Mini-CD und irgendwelchen Wiederveröffentlichungen hörte man für Ewigkeiten nichts mehr von ihnen (ich glaube, es waren 8 oder 9 Jahre). Ich hatte sie schon aufgegeben, als plötzlich »Dahmer« angekündigt wurde. Nach einer so langen Pause hätte ich nicht geglaubt, dass Macabre wieder zu ihrer alten Form finden würden, aber einen besseren Gegenbeweis als dieses Album hätten sie nicht liefern können. Es klingt wirklich, als ob sie es zusammen mit »Sinister Slaughter« eingespielt hätten. Genauso genial, genauso krank, genauso vielseitig und experimentell, und der Sound ist sogar noch besser. Wieder verbraten sie eine Unmenge an Riffs und Ideen, ohne sich im Geringsten um Szenezwänge zu scheren. Von doomigen Riffs über rasend schnellen Death Metal bis hin zu Jazz-Einflüssen und den für sie typischen Kinderliedmelodien ist wieder alles vorhanden. Das aktuellste Album »Murder Metal« lässt auch nichts zu wünschen übrig, bietet aber auch keine interessanten Innovationen. Ich bin heute kein großer Death Metal Fan mehr, und Grind mochte ich ohnehin noch nie, aber Macabre sind eine Liga für sich und kaum mit anderen Bands ihres Genres vergleichbar.
Paradise Lost:
Gothic
Was man heutzutage unter Gothic versteht ist sicher weniger das, was Paradise Lost damals darunter verstanden. Es sind zwar gelegentliche Frauenstimmen zu hören, aber Paradise Lost erzeugen auf diesem Album eine sehr düstere Stimmung, ohne dazu kitschige Keyboards und getragene Melodiebögen zu benötigen. Ihre Musik ist zwar sehr melodisch, aber fette Riffs sorgen dafür, dass die Lieder nie lasch oder kraftlos klingen. Nick Holmes bewies mit »Gothic« eindrücklich, dass er eine der kräftigsten Death-Metal-Stimmen überhaupt besitzt. Das nachfolgende Album »Shades of God« hat auch noch seinen Reiz. Mit den darauffolgenden Veröffentlichungen (sofern ich sie überhaupt kenne) konnte ich mich aber nicht mehr anfreunden. Sie machen heute nicht mehr von den Talenten gebrauch, mit denen sie damals überzeugten. Ich kenne zwar Leute (vor allem Frauen), die viel Freude an den neuen poppigen Alben von Paradise Lost haben, aber obwohl ich durchaus offen für Rock und Pop Musik bin und den neueren Paradise Lost Alben folglich eine faire Chance gab, habe ich mich nach kurzer Zeit ziemlich gelangweilt.
Samael:
Ceremony of Opposites
Schlecht waren Samael nie, aber dieses Album stellt den absoluten Höhepunkt ihres Schaffens dar. Neben der superfetten Produktion spricht vor allem die atmosphärische Dichte für »Ceremony of Opposites«. Dieses Album strotzt vor Kraft und Energie, ohne dabei an Düsternis einzubüßen. Während das satanische Image auf eine Black-Metal-Band hinweisen würde, klingen die Musik und der Gesang eher wie sehr schwerer und grooviger Death-Metal. Früher fand ich die Texte auch gut, aber inzwischen bin ich (wohl genau wie Samael) zu alt geworden, um mich mit dieser Art von Lyrik noch wirklich identifizieren zu können. Seine amüsanten Momente hat das Album, wenn man auf die Aussprache achtet. Samael kommen nämlich aus der französischsprechenden Schweiz und mit dem Englisch taten sie sich damals noch schwer. Das Riffing von Megalith wurde übrigens hin und wieder mit Samaels »Ceremony of Opposites« verglichen, was natürlich ein großes Kompliment an uns darstellt.
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