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Progressive rock / Progressive Metal
Muse:
Origin of Symetry
Absolution
Bei Muse könnte man wieder über den Musikstil diskutieren: Es ist Rock Musik und es ist öfter ziemlich progressiv, also nenne ich es mal Progressivrock, aber natürlich könnte man es auch Brit-Rock oder modern Rock oder sonstwas umschreiben.
Ich habe Muse vor einigen Jahren auf einem Open-Air-Festival gesehen, ohne jemals vorher etwas von ihnen gehört zu haben. Es war viele Jahre her, dass mich eine Liveband vergleichbar beeindruckt hatte, und der Sänger von Muse (der gleichzeitig auch der einzige Gitarrist und Keyboarder ist) dürfte der talentierteste Musiker sein, den ich je auf einer Bühne bewundern durfte. Selbst die Mitglieder einer Band wie Dream Theatre sehen im Vergleich zu ihm blass aus, weil sie eben »nur« ein Instrument meisterhaft beherrschen, nicht aber gleich zwei plus Stimme. Und spätestens hinter dieser Stimme steht mehr als nur ein Haufen Gesangsstunden. Wenn er auf der Bühne mit entrücktem Blick seine Stimme mühelos in immer höhere Regionen treibt um sie auf dem Gipfel in einem gefühlvollen Vibrato voll zu entfalten, dann spürt man fast einen Hauch von Göttlichkeit zu einem herüberwehen. Ein originelles und druckvolles Gitarrenspiel, eine perfekte Rhythmusgruppe und virtuose Keyboardeinlagen runden diese atemberaubende Liveshow ab. Man fühlt sich als Musiker im Vergleich zu diesen Ausnahmetalenten noch einmal kleiner, wenn man in Betracht zieht, dass diese drei Kerle alle sehr jung sind, beim ersten Album gerade mal ihre Volljährigkeit erreicht hatten und heute mit Anfang 20 schon auf 4 Alben und eine Weltkarriere zurückblicken können.
Und wie klingen nun die Alben? Eigentlich genauso gut. Wenn man sie intensiver anhört findet man schnell ein paar Highlights, die beeindruckend, mitreißend, kurzweilig und originell klingen. Die Musik von Muse wird auch oft in Clubs und sogar in einer alten Lätta-Werbung benutzt, man kann ihr also wohl auch Tanzbarkeit, Leichtigkeit und Massentauglichkeit attestieren. Aber aus Gründen, die mir selbst nie klar waren, höre ich diese Alben nur äußerst selten. Manchmal lege ich eine CD ein, wähle ein bestimmtes Lied aus und bin von der Musik schwer beeindruckt und zutiefst bewegt, aber nach zwei oder drei Liedern reicht es mir auch wieder und ich lege etwas anderes in meinen CD-Player. Neben einigen Highlights finden sich zudem auch immer einige schwache Lieder auf jedem Album.
Muse sind eine Band, die man Live mal gesehen haben muss und deren Alben man zumindest eine Chance geben sollte. Ich bin sicher, dass es viele gibt, die den Alben genauso viel wie den Konzerten abgewinnen können. Für mich persönlich wird Muse zwar immer eine überirdisch gute Band sein, sie werden aber wohl nie eine Lieblingsband von mir werden, weil ich die Alben dafür nicht gern genug höre. Ihr neustes Album »Black Holes and Revelations« (übrigens mit wunderschönem Cover) ist meiner Meinung nach nicht so gut wie »Origin of Symetry« und »Absolution«, aber das ist wohl Geschmackssache.
Magellan:
Impending Ascension
Nur für Leute, die es gerne progressiv mögen. Magellan versuchen nicht, durch Virtuosität auf ihren Instrumenten, sondern durch die Komplexität ihrer teilweise sehr langen Lieder zu überzeugen. Ein solches Feuerwerk an Melodien, wie es in ihren Liedern abschossen wird, hört man sogar bei Dream Theater nicht oft. »Impending Ascension« ist (genau wie ihr Debut) extrem keyboardlastig und zudem mit Drumcomputer aufgenommen, während mit dem Nachfolgealbum »Test of Wills« die Gitarren Raum gewinnen und ein echter Schlagzeuger dazu stößt. Obwohl das echte Schlagzeug zweifellos besser klingt und ich natürlich auch nichts gegen Gitarren habe, finde ich »Impending Ascension« empfehlenswerter, weil Magellan auf diesem Album einen absolut eigenständigen Sound, ein eigenes Konzept und interessante Texte bieten, was man beileibe nicht von jeder Progressivrockband behaupten kann. Gerade durch die Limitierung auf nur 2 Bandmitglieder waren Magellan gezwungen, etwas ganz anderes als Dream Theatre und Konsorten zu machen. Und obwohl Magellan stark von der Progressivrockwelle der 70er beeinflusst sind, klangen sie auf »Impending Ascension« durch die vielen programmierten Instrumente modern (auch wenn die Keyboardsounds heute vielleicht schon wieder an die 90er erinnern und somit unzeitgemäß wirken). Zudem verleihen das gnadenlose Timing und die Klarheit eines Computers den vertrackten Strukturen Ruhe und Ordnung, wodurch die Komplexität leichter verdaulich wird. Wer also genug Alben im Stil von Dream Theatre im Schrank hat und mal etwas anderes antesten will, wer konzeptionelle Musik mag, bei der neben anspruchsvoller Musik auch Wert auf gute Texte gelegt wird, und wer keine Angst vor elektronischen Instrumenten hat, der sollte sich »Impending Ascension« unbedingt mal anhören. Es ist ein wirklich gutes Album!
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