|
NSBM-Report
Teil 5 |
Eine Reportage von J. Bennett, erschienen im amerikanischen Decibel Magazin.
Übersetzung von Hyperion. Bilder aus dem originalen Decibel-Artikel. |
Willkommen zum RaHoWa!
Natürlich gibt es Leute, die der Ansicht sind, dass man der Ideologie der NSBM-Bewegung durch jede Form von Medienbericht eine unterschwellige Form von Unterstützung zukommen lässt. Als ein Metal-Journalist, der in Magazinen wie Terrorizer, Metal Maniacs und Unrestrained sehr viel über NSBM-Bands geschrieben hat, wendet sich Nathan Birk nicht zum ersten Mal gegen diese Argumentation: »Ich bin einfach der Meinung, dass es ein schlechtes Licht auf die modernen amerikanischen sozialen Sitten wirft, wenn von mir erwartet wird, diese Leute zur Rede zu stellen. Ich höre mir keine nichtssagend-schwammige Musik an, die allen gesellschaftlichen Gruppen zusagt. Ich bevorzuge Bands, die auf einer Linie liegen, egal ob weit links oder weit rechts. Wie steht es mit einer Band wie Severed Head of State? Sie reden davon, Polizisten zu foltern. Wenn ich über sie schreibe, bedeutet das nicht, dass ich das Foltern von Polizisten gutheiße. Es ist richtig, dass ich instinktiv den Autoritäten misstraue, aber ich bin auch ein Vater und wenn jemand in mein Haus einbricht, dann will ich die Möglichkeit haben, die Polizei zu rufen, und ich möchte sicher sein können, dass sie verdammt noch mal auch kommen.«
Birk ist auch nicht davon überzeugt, dass die meisten NSBM-Bands eine physikalische Bedrohung für irgendjemanden darstellen: »Ich bin zu 95% sicher, dass sie ohnehin nur reden. Sie benutzen lediglich bildliche Ausdrücke. Ich meine, Graveland sangen nicht immer über »die Macht der weißen Hand« oder was auch immer. Ich habe Demos von ihnen, auf denen sie Dead Can Dance danken.« Seine eigene Arbeit verteidigend führt Birk auch die Benutzung phantastischer Metaphern und Symbole des musikalischen Mysteriums Death in June an, also einer Band, die nie öffentlich eine politische Plattform unterstützt hat. Er fragt sich: »Warum ist es in der westlichen Gesellschaft ein Tabu, Symbole und Metaphern der Macht, Dominanz und Unterwerfung zu benutzen? Warum muss das zwingend als Bekräftigung dieser Dinge verstanden werden? Ich meine, ist die Kunst so verstrickt in diese absolutistischen Betrachtungsweisen?«
NSBM-Wortführer wie Fudali sprechen vom RaHoWa, dem ewig bevorstehenden Racial Holy War (Heiliger Rassenkrieg), in dem die weiße Rasse gezwungen werden wird, ihren Blut und Boden gegen die ausländischen Streitkräfte der »Schlammrassen« und gegen die Zionistische Weltregierung (ZOG) zu verteidigen. Dieser Anschauung zufolge kontrolliert die ZOG Hollywood und die amerikanische Bundesbank. Sie ist außerdem die treibende Kraft hinter dem Verbund zwischen der USA und Israel. (Das Konzept der ZOG basiert auf einem ziemlich alten Text, der 1903 zum ersten Mal in Russland unter dem Titel Das Protokoll der Weisen von Zion veröffentlicht wurde. Viele Gruppen, die an die Höherwertigkeit der weißen Rasse glauben, halten Das Protokoll für eine Bedienungsanleitung für die zionistische – das heißt jüdische – Verschwörung, die zum Ziel hat, die soziale Ordnung der Welt durch eine systematische Übernahme der Massenmedien und Hochfinanz zu manipulieren. Schon 1921 bewies die New York Times, dass Das Protokoll eine Fälschung ist.)
»Wann wird RaHoWa kommen?« fragt Fudali. Für ihn ist das eine rhetorische Frage. »Vielleicht wenn die USA den Krieg im nahen Osten verlieren? Es ist unabwendbar. Der Islam verbreitet sich auch ohne Flugzeugträger und hoch entwickelte Kriegstechnologie. Eines ist sicher: RaHoWa steht uns unmittelbar bevor!«
All die großen Worte berücksichtigend, die in NSBM-Kreisen gesprochen werden, begehen nur sehr wenige dieser selbsternannten heiligen Rassenkrieger tatsächlich Verbrechen – zumindest, soweit man darüber Bescheid weiß. Es gibt jedoch ein paar einsame Wölfe, die möglicherweise doch dazu bereit sein könnten, den RaHoWa im Timothy-McVeigh-Stil einzuläuten.
Wir sind wie Wölfe unter Schafen
»Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für unsere weißen Kinder sicherstellen.«
Die »Vierzehn Wörter« des weißen Nationalismus
Vor etwa einem halben Jahr empfing ich eine E-Mail aus Quebec mit einem Foto im Anhang. Zwei Klicks später schaute ich in den Lauf einer Waffe. Auf dem Foto war ein Mann in Militärkleidung mit schwarzer Skimaske und Splitterschutzweste, der eine Maschinenpistole in die Kameralinse hielt. Sein Name ist Vjohrrnt V. Wodansson. Er war zu dieser Zeit der Webmaster und Propagandaminister der kanadischen (auf arisch »nordvinländischen«) Abteilung der Pagan Front, sonst bekannt als »Der Hammer des NSBM«. Bei der Pagan Front handelt es sich um einen losen pro-arischen Kader bestehend aus »heidnischen Autoren, Künstlern, Musikern, Journalisten und Label-Besitzern, die das Erbe der Ahnen, die Reinheit der Rasse und die althergebrachten Traditionen ehren. Sie sind bereit, dafür zu kämpfen, wenn die Zeit gekommen ist.«
Wodansson ist Mitglied des »Führerlosen Widerstands« und einer der einsamen Wölfe innerhalb der Gruppen für weiße Vorherrschaft. Wie Timothy McVeigh behauptet er von sich, ein Überlebenskämpfer und Hardliner zu sein, und es besteht kein Zweifel daran, dass schwere Waffen für ihn nichts unbekanntes sind. Zum Zeitpunkt dieses Interviews war er außerdem Sänger und Schlagzeuger der NSBM-Band Nacht und Nebel. Am 7. Dezember 1941 erließ Feldmarschall Wilhelm Keitel den berüchtigten Nacht und Nebel Erlass Adolf Hitlers, der aussagt, dass alle, die sich gegen die deutsche Herrschaft in den besetzten Gebieten auflehnen, »bei Nacht und Nebel verschwinden« würden, was in der Terminologie der Nazis den Abtransport in Konzentrationslager bedeutete. Ihre Familien würden nicht informiert werden. Night and Fog ist auch der Titel von Alain Resnais' brutaler Holocaust Mini-Dokumentation von 1955, die Bilder aus dem Konzentrationslager Auschwitz enthält, bei denen sich einem der Magen umdreht. Es gibt auch einen NSBM-Sampler mit dem Titel The Night and the Fog: A Tribute to National Socialist Black Metal. Der Sampler wurde Ende der 90er von Dungeons of Darkness Records zusammen mit Hendrik Möbus' Label Darker Than Black Records veröffentlicht.
Für Wodansson ist Black Metal nur Mittel zum Zweck: Ein Rekrutierungswerkzeug und Vorbereitung auf RaHoWa. »Das musikalische Medium ist reine Propaganda«, sagt Wodansson. »Black Metal ist eine gemeinsame Leidenschaft, die wir alle teilen, aber wir wissen auch alle, dass Musik nicht die Lösung bedeutet. Sie wird uns nicht helfen, den Krieg zu gewinnen. Es ist ein großartiges Medium, um neue Leute zu rekrutieren oder zumindest, um bei der Jugend etwas Interesse zu wecken. Abgesehen davon kann NSBM aber nicht viel mehr tun, als zu unterhalten. Er ist nicht die Antwort auf das Problem selbst.«
Wie Varg Vikernes und Rob Fudali zeigt Wodansson einen tief greifenden Abscheu gegenüber dem dominierenden Satanismus in Black Metal Kreisen. Er zitiert Vikernes sogar direkt: »Vielleicht werden sie eines Tages, wenn sie endlich begreifen, dass sie eigentlich »nur Sklaven des Gehörnten« sind, wie Vikernes es einmal in einem Interview ausdrückte, endlich aus dieser Hypnose erwachen. Dann wird Fortschritt zugunsten eines produktiveren Ziels und ideologischer Kohärenz möglich sein.«
Im Gegensatz zu vielen NSBM-Anhängern sieht Wodansson keinen Nutzen in Nazi-Reliquien oder -Propaganda. Wie Deicides umgedrehtes Kreuz oder Venoms Pentagramm seien sie nur die Repräsentation einer Idee, nicht die Idee selbst: »Viele würden sich als NS bezeichnen, weil sie Abzeichen, Helme, Flaggen oder Bücher aus dem zweiten Weltkrieg sammeln. Das ist alles Scheißdreck, es ist alles nutzlos. Nationalsozialismus muss in der Seele, dem Verstand und dem Geist des Individuums stecken, nicht in siebzig Jahre altem Müll. Ich habe nie Mein Kampf gelesen und habe auch nicht vor, es jemals zu tun. Ich brauche das nicht, um meinen Weg zu kennen. Gebe mir eine originale Pistole aus der Nazizeit, ein Eisernes Ritterkreuz oder einen Anzug, den Hitler persönlich getragen hat, und ich werde sie sofort verkaufen, um mit dem Geld Waffen zu erwerben. Wir raten davon ab, Geld für unnütze Dinge wie CDs und Nazi-Andenken für dein Schlafzimmer auszugeben. Dies ist keine beschissene Rock 'n' Roll Modeschau: DIES IST RASSENKRIEG!!«
Als Vorsichtsmaßnahme besprach der PFV, der laut Wodansson nicht mehr existiert, keine der »delikaten
Projekte« mit neuen Rekruten oder gar der Presse. »Was wir bezüglich der kommenden Revolution im Sinn haben wird nie mit denen besprochen, deren Integrität und Verlässlichkeit nicht hundertprozentig feststeht. Wie ich schon sagte, ist Musik nicht alles, worum es bei uns geht. Unser Schwergewicht liegt auf Vorbereitung, Überlebenstraining, Waffentraining und dem Anlegen von Nahrungsreserven und Ausrüstungslagern für den späteren Einsatz. So sollte es für jeden ernsthaften revolutionären Aktivisten sein: Nur das Minimum fürs Überleben, der Rest für die Notwendigkeiten des Krieges.«
Weiterhin erklärt er: »Du kannst nicht mit einer BC Rich Gitarre oder deinen Vic Firth Schlagzeugstöcken in den Krieg ziehen, oder? Der PFV gibt klar vor, dass die Bewaffnung ihrer Mitglieder »koste es, was es wolle« die Pflicht jedes wahren revolutionären Kämpfers ist. Und ich rede jetzt nicht von Schwertern, Streitäxten und Fantasy-Dolchen. Wenn die ZOG dein Haus stürmt, um nach Propagandamaterial oder nach diskriminierenden staatsfeindlichen Beweisen zu suchen, glaubst Du wirklich, dass sie vor Schreck erstarren werden, wenn vor ihnen ein mit Corpspaint angemaltes Kind in schwarzer Kleidung und einem unechten Schwert in der Hand steht?«
|
|