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Interviews

Interview mit dem »Metal.de« Magazin
(www.metal.de)

Da mein überarbeitetes Review zum zweiten Werk der Band MEGALITH ja zu einigen Diskussionen im Forum geführt hat und sich der verantwortliche Texter der Band, Hyperion, sehr nüchtern und sachlich in die Diskussion eingeklinkt hat, ist es nur recht und billig, dem Dichter und Denker der Truppe hier ein Forum zu bieten, einmal etwas über sein Projekt zu berichten und Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen, er verarbeite rechtes Gedankengut in seiner Lyrik. Ich möchte zunächst klarstellen, das ich mich im Nachhinein sowohl über mein erstes als auch über mein zweites Review ein wenig ärgere, denn ich finde die erste Fassung zu wenig, die zweite jedoch zu sehr, kritisierend. Was auch immer die Gesinnung des Texters sein mag, er verpackt sie in differenzierter und auf jeden Fall im positiven Sinne diskutabler Form, und ich sehe dieses Interview nicht als Versuch, eine Band mit den Waffen der »political correctness«, wie ich sie verstehe, hinzurichten. Aber dazu später mehr, lassen wir den Herrn Widukind selbst sprechen.

Das 2. Megalith Demo »The Law of Life«
 

Metal.de: Wie würdest Du den musikalischen Stil von MEGALITH beschreiben? Welche Einflüsse machen sich Deiner Meinung nach besonders bemerkbar, kannst Du stilistisch verwandte Bands nennen?

Hyperion: Ich würde unseren Stil als Heavy Metal der härteren Art beschreiben. Der Gesang klingt allerdings zum Teil eher nach Black-Metal, was durchaus beabsichtigt ist. Uns wurde schon nach dem ersten Demo bescheinigt, eine sehr eigenständige Band zu sein, und ich denke auch, daß wir einen wirklich eigenen Stil gefunden haben. Wir hören Musik aller Stilrichtungen. Musikalisch beziehen wir Einflüsse von Bands wie Metallica zu »Justice for All« Zeiten, von Rammstein, von Black Metal Bands wie Agathodaimon oder Satyricon und in Zukunft wohl auch von Liedermachern wie Leonard Cohen und keyboardlastigen Gothic-Rock Bands wie Forthcoming Fire.

Metal.de: Worum geht es in den einzelnen Songs, welche Grundaussage möchtest Du damit transportieren? Was bedeutet für Dich denn das »Gesetz des Lebens«?

Hyperion: Beim aktuellen Demo ist das ziemlich einfach. Das erste Lied »God is Alive« ist eine Art größenwahnsinnige Kampfansage, die unsere Entschiedenheit und Standfestigkeit demonstrieren soll. Das zweite Lied »An Ode to Subjugation« ist eine ironische Persiflage der Political Correctness Bewegung. Sie soll die Hörer dazu anregen, über bestimmte politische Themen genauer nachzudenken und sich der Absurdität mancher politisch korrekter Standpunkte bewußt zu werden. Ich hoffe auch, daß manch einer beim Lesen des Textes schmunzeln muß, weil ein paar bösartige humoristische Spitzen schwer zu übersehen sind. Ein provokatives Element ist diesem Text zweifellos zu eigen. Das dritte Lied basiert auf der Kurzgeschichte »The Law of Life« von Jack London. Es erzählt die Gedanken eines Indianers, der aufgrund seiner altersbedingten Schwäche von seinem Stamm ausgesetzt wurde, um zu sterben. Er denkt über sein Leben, das Altern und die Vergänglichkeit nach, und akzeptiert schließlich, daß alles Vergehen muß, um für das Neue Platz zu schaffen. Das ist das »Gesetz des Lebens«. Für mich bedeutet dieser Begriff dasselbe wie für Jack London. Es ist das Gesetz der Vergänglichkeit und die Akzeptanz des Todes.

Metal.de: Welches sind Deine lyrischen Vorbilder und persönlichen Favoriten? Gibt es ein Lieblingsbuch oder einen Lieblingsschriftsteller? In welcher Stilepoche findest du Dich am ehesten wieder?

Hyperion: Es gibt eine ganze Reihe wirklich phantastischer Schriftsteller. Mein wesentlichster Einfluß ist sicherlich Hermann Hesse, dem ja auch das erste Demo gewidmet war. Jack London gefällt mir natürlich auch sehr gut. In der nächsten Veröffentlichung werde ich mich wahrscheinlich mit George Orwells »1984« beschäftigen, weil ich dieses Buch ebenfalls abgöttisch liebe. Ansonsten wären noch Heinrich von Kleist, Oskar Wilde, Aldous Huxley oder Stefan Zweig zu nennen. Der Humor von Heinrich Heine gibt mir auch viel. Diese Liste ließe sich beliebig erweitern. Man kann also erkennen, daß ich mich in der Literatur der letzten zwei Jahrhunderte wohl fühle. An bestimmte Epochen will ich mich nicht binden. Gute Schriftsteller gab es in der Romantik, im Naturalismus, im Realismus, in der Postmoderne und in allen anderen Epochen.
Es gibt aber auch in der aktuellen Musik viele Texter, die mich stark beeinflußt haben. Martin Walkyier hat mit Sabbats »Dreamweaver« Album das textlich hervorragendste Produkt der Metal-Geschichte abgeliefert. Leider kann die Musik bei diesem Album nicht ganz mithalten. Mich haben aber auch die Texte von Carnivore, At the Gates, Reinhard Mey, Leonard Cohen, Nick Cave oder Forthcoming Fire oftmals beeindruckt. Lyrische Vorbilder gibt es also nicht nur in der ernsthaften Literatur.

Metal.de: Warum ist Megalith eine politische Band? Viele Musiker ziehen es ja vor, jegliche politische Aussagen und damit ideologische Verfänglichkeiten zu vermeiden, um somit nicht zuletzt den kommerziellen Erfolg zu sichern. Ein solches Denken kann ich mir bei MEGALITH schwer vorstellen, oder? Wenn Du die Frage mit »Ja« beantwortet hast, wo sehen die anderen Bandmitglieder den Schwerpunkt der Band, bei den textlichen Aussagen oder auf der musikalischen Seite?

Hyperion: Du hast natürlich recht damit, daß ich mit Megalith keine ideologischen Verfänglichkeiten vermeiden will. Politik ist ein fester Bestandteil von Megalith und wird es auch immer bleiben. Die Aufzählung meiner Lieblingstexter zeigt alleine schon, daß ich immer ein Liebhaber politischer Musik war. Gerade harte und aggressive Musik kann durch politische Texte eine Menge an Spannung und Durchschlagskraft gewinnen. Bands, die das Politische strikt meiden, sind textlich oft ziemlich langweilig. Ich sehe es nicht als Aufgabe von Rock-Musik oder Metal an, brisante Themen zu umgehen und eine heile Welt zu preisen. Ein rebellisches, kontroverses und provokantes Profil steht der Musik viel besser. Gleichzeitig finde ich es aber auch langweilig, wenn Bands wie Nuclear Assault oder Megadeth fast nur auf die Politik fokussiert sind. Bei Megalith wird es immer auch unpolitische Texte geben. Das Schulmeisterliche der meisten politischen Bands ist auch ein Problem. Ich werde immer versuchen, über das Erzählen, die Ironie oder den Humor politische Inhalte einzubringen, anstatt mit dem Zeigefinger dazustehen und mich über die Schlechtigkeit der Welt auszulassen. »Rettet die Wale« ist mir etwas plump, auch wenn ich Wale ebenfalls toll finde.
Die anderen Bandmitglieder sehen den Schwerpunkt ganz klar bei der Musik und nicht bei den textlichen Aussagen. Sie akzeptieren meine Standpunkte, finden manches vernünftig und anderes weniger. Es geht bei Megalith also nicht nur darum, eine Botschaft unters Volk zu bringen. Vor den Texten steht die Musik. Sie ist das Element, daß uns als Band verbindet.

Metal.de: Für alle, die nicht so gut sind im »zwischen den Zeilen lesen«: Was hältst Du denn von der deutschen Einwanderungspolitik, christlicher Religion, der Frage nach der »Kollektivschuld« der Deutschen Bevölkerung an den Verbrechen des Nazi-Regimes usw.? Kannst Du im Sinne einer differenzierten Diskussion Stellung zu diesen Fragen nehmen?

Hyperion: Deutschland braucht eine weitere Zuwanderung so dringend wie einen dritten Weltkrieg, und ich halte gar nichts von Krieg. Ich könnte seitenlange Ausführungen darüber schreiben, warum ich nichts von der Zuwanderungspolitik der etablierten Parteien halte, aber das würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Um es in einem Satz zu sagen: Zuwanderung schadet unserem Land sozial, ökologisch, ökonomisch, kulturell und wirtschaftlich.
Die christliche Religion ist mir in der Form, in der sie heute ausgelegt wird, ebenfalls ein Dorn im Auge. Die Kirchen sind dem Zeitgeist so untertänig wie keine zweite Organisation. Das wenige Gute, das sie tun, wird stets durch eine Menge schlechtes wieder relativiert. Spätestens, wenn sie sich durch das Kirchenasyl über den Volkswillen, den Gesetzgeber und die Justiz stellen, hört bei mir die Toleranz auf. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sie ihre eigenen politischen Vorstellungen haben, aber sie dürfen nicht ohne demokratische Legitimation eine Politik machen, die dem Land und damit auch mir persönlich schadet.
Mit dem Thema Kollektivschuld ist es etwas komplizierter. Ich bin ein politischer Mensch, weil ich daran glaube, daß die Bevölkerung für die Politik mitverantwortlich ist, die von ihren Vertretern gemacht wird. Wenn das deutsche Militär z. B. in Afghanistan Zivilisten erschießen würde, dann wären natürlich nicht nur die Soldaten dafür verantwortlich zu machen. Jeder Deutsche, der die Parteien gewählt hat, die diese Soldaten entsendet haben, ist mitschuldig, genauso wie jeder Deutsche, der zu dieser Entsendung geschwiegen hat, anstatt sich dagegen aufzulehnen. Bis dahin könnte man also schon von einer Kollektivschuld des Volkes reden. Aber wie beurteilt man nun die Schuld derjenigen, die dagegen demonstriert und öffentlich ihren Widerspruch kundgetan haben? Sind diese Leute auch schuldig, einfach weil sie nicht genug getan haben, oder weil sie auch Teil des Volkes sind? Sind Staufenberg und die Geschwister Scholl als Widerstandskämpfer trotzdem für die Verbrechen der Nationalsozialisten verantwortlich, einfach nur weil sie Deutsche sind? Es fällt mir schwer, dazu einfach ja zu sagen. Was die Kollektivschuld der Deutschen zum Nationalsozialismus betrifft, muß ich aber vor allem eines betonen: Schuld läßt sich nicht vererben. Wenn mein Vater eine Bank ausrauben würde, so könnte man mich nicht dafür ins Gefängnis sperren. Das wäre absurd. Unsere Generation kann also auf keinen Fall für den Nationalsozialismus verantwortlich gemacht werden. Wir sollten nicht mehr für Verbrechen aus dieser Zeit zahlen, Buße tun oder andere Einschränkungen akzeptieren, die für andere Länder nicht gelten. Es ist an der Zeit, wieder selbstbewußt den Blick nach vorne zu richten und die Zukunft anstatt die Vergangenheit zu bewältigen.

Metal.de: Du singst unter anderem gegen die Bewegung der »political correctness«. Was verstehst Du unter diesem häufig zitierten Begriff genau, kannst Du das Modewort mit einem subjektiven Inhalt füllen, damit wir verstehen, wogegen Du Dich im Detail wendest?

Hyperion: Die Bewegung der Political Correctness besteht aus Personen, die sich für auserwählt halten, Gut und Böse zu definieren. Sie wollen bestimmen, welche Ausdrücke, Gedanken oder Ansichten erlaubt sein dürfen. Alles Übrige soll entweder verboten oder zumindest gesellschaftlich geächtet werden. Um ein Beispiel zu nennen: Der Schriftsteller Martin Walser hat in seiner hervorragenden Rede zur Verleihung des Friedenspreises gesagt, daß Auschwitz nicht zu gegenwärtigen Zwecken instrumentalisiert werden dürfe, und daß er die Dauerpräsentation der deutschen Schande leid sei. Ignatz Bubis, der zweifelsfrei ein großer Anhänger der Political Correctness Bewegung war, griff Martin Walser daraufhin hart an. Erstens kritisierte er die Wortwahl Walsers. Ignatz Bubis war der Ansicht, daß man nicht von der deutschen Schande reden dürfe. Der politisch korrekte Terminus sei, wenn ich mich richtig erinnere, das deutsche Verbrechen. Zweitens kritisierte er natürlich auch den Inhalt. Er sah Walsers Rede nicht als legitime Äußerung eines Andersdenkenden, sondern als moralisch verwerfliches Fehlverhalten. Andersdenkende ganz selbstverständlich als schlecht hinzustellen, ihre Wortverwendung bestimmen zu wollen und Druck auf sie auszuüben, weil man sich selbst für den moralisch unfehlbaren Hüter der alleinseligmachenden Weisheit hält, das ist es, wogegen ich mich in meinem Lied über die Political Correctness zur Wehr setze. Für mich ist kein Mensch schlecht, nur weil er eine andere Einstellung hat. Ich sehe ihn erst als einen schlechten Menschen, wenn er versucht, mir seine Einstellung aufzuzwingen bzw. meine Einstellung zu unterdrücken.

Deutsche Soldaten im 2. Weltkrieg
Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-S62600 / CC-BY-SA
Gemeinfreies Bild
 

Metal.de: Wie ist Deine Einstellung zu Begriffen wie Nationalismus und Nationalsozialismus. Würdest Du Dich als Patrioten bezeichnen und wenn ja, woran machst Du diese Eigenschaft fest? In welcher Weise weicht Deine eigene Ideologie von der des Nationalsozialismus, Sozialdarwinismus und Rassismus ab?

Hyperion: Mit dem Nationalismus ist es so eine Sache. Dieser Begriff hatte in verschiedenen geschichtlichen Epochen ganz verschiedene Bedeutungen. Die Napoleonischen Kriege, 1848, der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus und schließlich die Bundesrepublik: Zu jeder Zeit verstand man etwas sehr unterschiedliches unter diesem Begriff. Ich bezeichne mich selbst nicht als Nationalist, weil dieses Wort heute Konnotationen hervorruft, die nichts mit mir zu tun haben. Ich kenne aber Leute, die sich als Nationalisten bezeichnen, und die sich damit in die demokratische und anti-monarchistische Tradition der Revolution von 1848 einreihen wollen. Ich verurteile also niemanden, weil er sich einen Nationalisten nennt, auch wenn ich selbst andere Begriffe für mich wähle.
Mit dem Nationalsozialismus habe ich schlicht und einfach gar nichts zu tun. Ich bin genausowenig ein Nationalsozialist wie ein Moslem oder ein Kommunist. Das dritte Reich war die schlechteste Zeit, die Deutschland hat durchleben müssen. Ich kann gar nicht sagen, in welcher Weise meine eigene Ideologie von der des Nationalsozialismus abweicht, weil es einfach keine Berührungspunkte gibt. Ich müßte eigentlich fast jeden Aspekt der nationalsozialistischen Ideologie nennen, um Abweichungen aufzuzählen.
Patriotismus ist ein schwieriges Wort. Deutschland hat eine Unmenge an großartigen Erfindern, Wissenschaftlern, Komponisten, Malern, Architekten, Philosophen, Dichtern und Denkern hervorgebracht. Ich sehe es als meine Verpflichtung an, diese Errungenschaften weiterzutragen und weiter zu entwickeln. Das ist auch ein Grund, warum ich einer Person wie Herrmann Hesse ein Demo widme. Natürlich sollte man dabei die Wechselwirkung zwischen der deutschen und der ausländischen Geistesgeschichte nicht vergessen. Ich lese auch gerne die Werke französischer, russischer oder englischer Schriftsteller. Deutschland sollte genauso stolz auf seine Errungenschaften sein, wie andere Länder stolz auf die ihrigen sind. Ich halte aber freilich nichts davon, jeden Aspekt des eigenen Landes unkritisch zu loben. Es gibt an Deutschland viel zu lieben, es gibt gewiss aber auch viel zu hassen. Auch darin unterscheidet sich Deutschland wohl nicht von anderen Ländern.
Nun der Sozialdarwinismus. Ich sehe selbstverständlich, daß Darwins Gesetze nicht nur für das Tierreich, sondern für die Entstehung alles Lebens auf diesem Planeten gelten. Die Gesetze der Evolution sind aber natürlich nichts, was es nachzuahmen gilt. Eine Gesellschaft muss sich nach Regeln der Vernunft und der Moral organisieren, nicht nach Regeln der Natur.
Was den Rassismus betrifft: Ein Afrikaner oder ein Asiate haben natürlich ein anderes Aussehen, eine andere Mentalität und eine andere Kultur als ein Europäer. Deshalb sehe ich auch ein großes Konfliktpotential, wenn ganz verschiedenartige Kulturen auf engem Raum miteinander leben müssen. Die Realität multiethnischer Großstädte beweißt ja, wie richtig ich mit meinen Bedenken liege. Ich glaube aber nicht an die Verschiedenwertigkeit der Rassen, und deshalb bin ich auch kein Rassist. Entscheidend ist ohnehin weniger die Rasse, sondern eher die Kultur der Menschen.

Metal.de: Wie kann denn überhaupt konservatives und rechtes Gedankengut mit dem rebellischen, ursprünglich aus dem politisch linken Lager der Punks hervorgegangen, Lager des Heavy-Metal einhergehen? Ist die Verquickung dieser Elemente nicht eine Paradoxie ersten Ranges? Wie beurteilst Du den zunehmenden Rechtsdrang gerade der Black-Metal-Szene?

Hyperion: Ich sehe da keine Paradoxie. Punk und Metal sind schon rein klanglich sehr rebellische, laute und wilde Musikstilarten. Sie eignen sich daher auch bestens für rebellische, kontroverse und provokante Inhalte. Deshalb waren sie früher ein gutes Medium für die linke Szene. Heute, wo eigentlich nichts angepaßter, zeitgeistlicher und gesellschaftlich akzeptierter ist als linke Ansichten, hat sich das aber geändert. Ich finde es eigentlich eher paradox, wenn linke Metalbands in ganz aggressiver und rebellischer Art und Weise vollkommen alltägliche Dinge hinausposaunen, die man sowieso auch jeden Tag im Fernsehen mitgeteilt bekommt. Wenn man sie singen und spielen hört, dann vermutet man irgendwelche ganz gewagten Inhalte, und wenn man sich die Texte durchliest, dann könnten sie auch von der Mama oder unserem Bundespräsidenten stammen.
Ich würde mein Gedankengut auch gar nicht so pauschal als konservativ oder rechts einordnen. Natürlich gibt es Dinge, die ich konservieren will, aber es gibt auch viele Themen, zu denen ich sehr progressiv denke, und bei denen es mir nicht um Erhaltung, sondern um Erneuerung geht. Genauso gibt es viele Themen, zu denen ich eine Einstellung vertrete, die sich absolut gar nicht mit der Rechten deckt. Mein ganzer Lebensstil und meine Lebensplanung haben fast nichts mit dem zu tun, was gemeinhin als typisch-rechts verstanden wird.
Ich beurteile den Rechtsdrang in der Black-Metal-Szene mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich gefällt es mir natürlich sehr gut, wenn junge Leute aus dem Metal-Bereich die Dogmen der Politisch Korrekten in Frage stellen, selbstständig denken und ein positives Verhältnis zu ihrer Nation entwickeln. Ähnlich wie bei den Skins liegt ihr Interesse aber manchmal nicht so sehr in der Politik und der Erneuerung, sondern nur in der Provokation und dem Negativimage. So lange das nicht ausartet habe ich nichts dagegen, denn schließlich hat Jugend auch ein Recht auf Provokation. Trotzdem würde es mich natürlich noch mehr freuen, wenn aus den emotionalen Provokateuren einmal rationale Kritiker werden.

Metal.de: Meine These zu dieser Problematik ist, dass der Heavy-Metal deshalb eine Keimzelle deutschnationaler Gedanken ist, weil die Szene eine letzte kulturelle Enklave deutscher Jugendlicher darstellt, die noch nicht völlig vom amerikanischen Rap-Imperialismus indoktriniert wurde, eine Zufluchtsstätte europäischer Musikkultur sozusagen. Weiterhin dürfte für manche Kids wichtig sein, dass die Szene eine letzte Spur von Zusammenhalt deutscher Jugendlicher, nicht zuletzt auch gegen ausländische Straßengangs bietet. Was ist deine Meinung hierzu, liege ich völlig falsch?

Hyperion: Du hast recht, wobei der Metal natürlich keine rein-europäische Musikkultur ist.

Metal.de: Wie sehen denn die Pläne für die Zukunft aus? Steht eine weitere Veröffentlichung an, habt ihr schon Material geschrieben oder hast Du schon neue Texte entwickelt? Bleibt ihr eurem musikalischen Konzept treu oder wird sich MEGALITH weiter verändern? Ich danke im Voraus für das Interview!

Hyperion: Wir werden, hoffentlich noch in diesem Jahr, ein Voll-Länge-Album herausbringen, das eine deutliche Weiterentwicklung zeigen wird. Die neuen Lieder sind wesentlich weniger vertrackt als die bisherigen. Sie sind mehr auf den Punkt gebracht. Außerdem wollen wir etwas Härte herausnehmen. Es soll eher heavy und atmosphärisch als schnell und hart klingen. Die Keyboards werden auf der nächsten CD auch wesentlich besser und intelligenter arrangiert sein. Sie werden eine sehr exponierte Position einnehmen. Trotz aller Änderungen wird es aber bestimmt immer noch nach Megalith klingen, da bin ich zuversichtlich. Ich danke dir für die wirklich sehr interessanten und anspruchsvollen Fragen, und hoffe, für etwas Klarheit gesorgt zu haben. Es lebe der freie Geist!

 

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