|
Der einsame Jäger
Der junge Mann steht angelehnt, selbstbewusst und klar der Blick. –
Fröhlich zeigen hübsche Mädchen ihre Kleider – kurz und schick. –
Alle Augen glänzen glücklich, alle Stimmen lachen laut, –
gute Laune destilliert, Ausgelassenheit gebraut. –
Jede Nacht ist der Club offen, jede zweite ist er hier, –
fliehend vor der Stille in das Dickicht aus Musik und Bier. –
Hier ist das Asyl für junge, frierende, einsame Herzen,
Nur hier ist man sicher vor dem Trübsinn und den Seelenschmerzen.
Er wär' gern ein Kavalier –
nach Casanovas Manier,
doch er weiß nicht wohin in der Menge,
und fühlt sich allein trotz dem dichten Gedränge,
erst trinkt er sein Bier aus und dann schleicht er heimlich fort,
trottet alleine Heim und denkt sich dort: –
Das Herz ist ein einsamer Jäger, –
die Hände ganz fest um den Bogen geballt, –
durchstreift es im Suchen nach Beute und Glück –
verloren den Wald aus Zement und Asphalt. –
Das Herz ist ein einsamer Jäger, –
es irrt auf verschlungenem Pfad durch die Nacht, –
doch stumpf wie die Pfeile nun sind, haben sie –
schon ewig nicht wirkliche Liebe entfacht. –
Der altgeword’ne Mann fährt täglich mit dem Bus zum Krankenhaus, –
setzt sich neben irgendjemand, fragt: »Wo steigen sie denn aus?«. –
Ganz egal, was man erwidert, seine Antwort ist stets gleich: –
»Ach, das ist ein netter Zufall, ich komm' auch aus dem Bereich!« –
Er erzählt von seinen Kindern, seiner guten toten Frau, –
seiner schönen Zeit in München in dem alten Backsteinbau. –
Endlich ist man angekommen, macht noch höflich einen Scherz, –
denkt sich: »Raus hier! Fort von diesem Opa mit gebrochnem Herz.« –
Er wär' gern ein Kamerad, –
hülfe gern mit Rat und Tat,
doch man braucht keine faltige Freundeshand,
keinen senilen Greis ohne viel Restverstand.
Er steigt behutsam aus, dann schleicht er leise fort,
trottet alleine Heim und denkt sich dort: –
Das Herz ist ein einsamer Jäger, –
die Hände ganz fest um den Bogen geballt –
durchstreift es im Suchen nach Beute und Glück –
verloren den Wald aus Zement und Asphalt. –
Das Herz ist ein einsamer Jäger, –
es irrt auf verschlungenem Pfad durch die Nacht, –
doch stumpf wie die Pfeile nun sind, haben sie –
schon ewig nicht wirkliche Freundschaft entfacht.
____________________
»In der Einsamkeit frißt sich der Einsame selber auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle.«
Friedrich Nietzsche
Hier könnt ihr dieses Lied herunterladen!
|
|