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NSBM-Report
Teil 2 |
Eine Reportage von J. Bennett, erschienen im amerikanischen Decibel Magazin.
Übersetzung von Hyperion. Bilder aus dem originalen Decibel-Artikel. |
Heidnische Kriegsmaschine
Ymir G. Winter ist der Gitarrist der New Yorker NSBM-Band Grom. Winter berichtet, dass sein Vater offen für den Faschismus eintrat und dass sein Großvater (mütterlicherseits) im Zweiten Weltkrieg für die Deutschen kämpfte. »Addiere das zu der Tatsache, dass ich im ethnischen Mosaik von New York City aufgewachsen bin, und es folgt daraus, dass ich von früher Jugend an stolz darauf war, Weiß zu sein« schreibt er in einer E-Mail. (In seinen Mails schreibt er das Wort weiß durchgehend groß, wohingegen er das Wort jüdisch immer klein schreibt.) Winter ist auch stolz darauf, dass Grom eine der wenigen NSBM-Bands weltweit ist, die auch live spielt. Er berichtet: »Während vieler unserer Shows spucken wir mit Feuer und verbrennen dann eine israelische Flagge. Wenn Vorschriften das verbieten, dann fordern wir das Publikum dazu auf, die Flagge zu zertreten und darauf zu spucken. Aber eine Grom-Show ist keine Kampagne fürs rassistische Spießertum. Wir machen keine Scherze über »Judde und Nigger«. Mir ist es wichtiger, das Ariertum und den heidnischen Glauben zu preisen, als Nicht-Weiße unter Benutzung von Fäkalsprache zu attackieren.«
Zusätzlich zu seinen musikalischen Aktivitäten ist Winter auch ein »stolzes Mitglied« der National Alliance, einer weißen nationalistischen Gruppe aus West Virginia, die von Dr. William Pierce gegründet wurde. Pierce (1933-2002) ist der Autor von The Turner Diaries, eines futuristischen Fantasy-Romans, der Timothy McVeigh dazu inspiriert haben soll, 1995 einen mit Sprengstoff gefüllten Kleinlaster vor dem Alfred P. Murrah Regierungsgebäude in Oklahoma City in die Luft zu sprengen und dabei 167 Leute zu töten. (Im Roman The Turner Diaries, den Pierce 1978 unter dem pseudonym Andrew MacDonald publizierte, sprengt der Protagonist einen Laster voll mit Sprengstoff im Keller des FBI-Hauptquartiers in die Luft.) 1999 erwarb Pierce Resistance Records, ein berüchtigter Umschlagplatz für Skinhead-Musik, Hatecore, RAC (Rock Against Communism) und NSBM. Das Label holt momentan alles aus dem »weißen, nationalistischen Folk-Duo« Prussian Blue heraus. Dieses Duo besteht aus zwei blonden, blauäugigen 13-jährigen Zwillingsschwestern namens Lynx und Lamb Gaede. Sie spielen bei White Power Picknicks und Gruppentreffen Folk-Versionen von Skrewdriver und originale Oden an Rudolf Hess. Die Gaede Schwestern waren neulich bundesweit im Fernsehen, als sie von Diane Sawyer im ABC [vergleichbar dem deutschen RTL] bei Primetime interviewt wurden.
So kommt es, dass Ymir Winter auch bei Resistance arbeitet und dort Bands rekrutiert, mit CDs handelt und für das Magazin des Labels schreibt, das angemessener weise einfach Resistance heißt. Winter sagt: »Das Ziel von Resistance ist es, die weiße Jugend vom jüdischen MTV-Livestyle abzubringen. Dort versucht man, der Jugend einzureden, dass die Hip-Hop-Kultur verehrenswert ist und dass man sich wie ein Schwarzer benehmen und aussehen muss, um »cool« zu sein. Resistance will das arische Bewusstsein schärfen und benutzt Musik als Werkzeug und Transportmittel, um neue Aktivisten für die Nationalsozialistische/White Power Bewegung zu gewinnen. Ich denke nicht, dass Resistance sich offiziell dazu geäußert hat, welche Stilart sich am Besten als White Power Musik eignet, aber ich glaube, die Möglichkeiten, die hinter der Popularität und Vermarktbarkeit von NSBM stecken, wurden erkannt. Vor zehn Jahren war Hatecore die neuste und wichtigste Musikstilart in der Nationalsozialistischen/White Power Szene. Heutzutage ist es mehr und mehr der NSBM.«
Zu diesem Zweck ist Winter auch der Labelmanager von Unholy Records, einem Unterlabel von Resistance, das auf NSBM spezialisiert ist. Unholy haben 2002 ein Tribut Album für Burzum (als Doppel-CD) veröffentlicht, das den Titel Visions: A Tribute to Burzum trägt. Gleichfalls erschienen sind Sterilize and Exterminate von Nocturnal Fear sowie Reign of the Malicious von Nachtmystium. Es mag die neueren Fans von Nachtmystium überraschen, dass sie Alben bei einem NSBM-Label veröffentlicht haben. Man muss darauf hinweisen, dass Nachtmystium immer eine unpolitische Band waren. Die jüngsten musikalischen Unternehmungen des Gitarristen und Sängers Blacke J. (alias Azentrius) – besonders seine Black Metal Superband Twilight und sein eigenes Label Battle Kommand betreffend – sind nicht einmal im Entferntesten verwandt mit dem Nationalsozialismus oder White Power. Azentrius gesteht ein: »In der Vergangenheit hatten wir ein paar indirekte Verbindungen zu Labels und Bands, die zur NS-Szene gehören. Vor nicht allzu vielen Jahren war es nicht ungewöhnlich für NS-Labels oder -Bands auch mit unpolitisch motivierten Bands und Labels zu arbeiten und zu handeln, denn schlussendlich versuchen wir doch alle – wenn man die Politik mal außer Acht lässt – Musik zu machen, zu veröffentlichen und voranzubringen. Heute scheint es mir, dass die Verbindung so nicht mehr besteht, zumindest nicht für mich und mein Label. Wir sind aber nicht gegen das Recht anderer »NS« oder was auch immer sein zu dürfen – das ist eine persönliche Entscheidung und wenn Du in den USA lebst, dann hast Du ein Recht auf deine Ansichten. Auch wenn ich, meine Bands und mein Label absolut kein Interesse daran haben, Teil dieser Szene zu sein, werde ich IMMER ihre Partei ergreifen, wenn ihr Recht auf Meinungsfreiheit bedroht wird.«
Was ist nur aus dem Recht geworden, seinen Hass frei äußern zu dürfen?
»Du kannst über die Grundsätze des Nationalsozialismus sagen was Du willst, Dude – zumindest ist es ein Ethos.«
Ein weiteres einprägsames Zitat aus The Big Lebowski
In den letzten 15 Jahren haben viele kleinere Kontroversen bezüglich der Wortwahl und der Symbolik verschiedener Black Metal Bands stattgefunden. Mayhem benutzten den SS-Totenkopf auf ihren T-Shirts, der Emperor Gitarrist Samoth rief eine Band namens Zyklon ins Leben, die ursprünglich Zyklon-B hieß (der Name eines Giftgases, das die Nazis in Gaskammern verwendeten), und am berüchtigtsten dürfte der Slogan »Norsk Arisk Black Metal« (Übersetzung: Nordischer Arischer Black Metal) sein, der 1994 auf dem Dark Throne Album Transylvanian Hunger erschien. Vor der Veröffentlichung des Albums hat Gylve Nagell (alias Fenriz), der Schlagzeuger und Texter von Darkthrone, offensichtlich ein Fax an ihr englisches Label Peaceville Records geschickt, das einen Text beinhaltete, der im Booklet stehen sollte. In Übersetzung lautet er »Wir wollen verkünden, dass Transylvanian Hunger jenseits aller Kritik steht. Falls irgendjemand den Versuch machen sollte, diese LP zu kritisieren, so soll er für dieses offensichtlich jüdische Verhalten gründlich zurechtgewiesen werden.« Peaceville machten sich prompt in ihre Hosen und veröffentlichten eine Presseerklärung, die ankündigte, dass sie den Wünschen Nagells folge leisten würden, dass sie sich aber »weigern« würden, das Album »zu fördern oder dafür Werbung zu machen«. Darkthone veröffentlichten dann ein verworrenes Entschuldigungsschreiben in dem geschrieben stand: »In Norwegen wird das Wort »Jude« unentwegt benutzt, um etwas zu bezeichnen, was nicht in Ordnung ist... Wir hätten den Ausdruck »jüdisches Verhalten« aus unserem letzten Pressestatement entsprechend der norwegischen Sprache auch durch »dämliches Verhalten« ersetzen können.«
Als Decibel ihn kontaktierte, war der Darkthone Gitarrist und Sänger Ted Skjellum (alias Nocturno Culto) nur ungern zu einem Kommentar bereit. Er schrieb in einer E-Mail: »Nach dem Schlag, der uns Mitte der 90er versetzt wurde, dachte ich so bei mir, dass wir uns nie mehr wieder von irgendwelchen Verlierern eins überbraten lassen sollten. Weißt Du, Leute lieben es einfach die Bedeutung von Sätzen zu verdrehen, die zum Thema Politik geäußert wurden. FUCK THEM ALL! Es ist, als ob die Leute nicht aufwachen und der Realität ins Auge sehen wollen. Jeder scheint nur eine verdammte Lüge leben zu wollen.«
Es gibt zumindest einige Leute in NSBM-Kreisen, die der Ansicht sind, dass Bands wie Darkthrone, Zyklon und Mayhem nur Poser im eigentlichen Sinn des Wortes sind. »Die Ideologie der meisten norwegischen Bands ist billig zu haben. Sie verkaufen sie für was auch immer man ihnen dafür bietet, genau wie eine 5-Dollar Crackhure«, sagt Rich Mills, Eigentümer von Vinland Winds Records aus New York City, einem NSBM-Label, das Musik von Grom, Graveland und den bizarren australischen Spear of Longinus veröffentlicht hat. Wie viele andere NSBM-Gefolgsleute zeigt Mills eine einzigartige Verehrung für Varg Vikernes: »Burzum ist die einzige norwegische Band, die bis heute nichts entschuldigt hat und die buchstäblich für ihre Ansichten verurteilt wurde.«
Mills sagt, dass er in der Vergangenheit »lose Verbindungen« zur National Alliance hatte, besteht aber darauf, dass er immer ein »einsamer Wolf« bleiben werde. Unter dem Kriegernamen Grimnir Heretik singt er bei Grand Belial's Key, einer Band die man oft vor den NSBM-Karren gespannt hat, selbst wenn diese Kategorisierung nicht notwendigerweise von der Band selbst stammt. Trotzdem, GBKs letztes Album Kosherat schließt mit zwei Chaos 88 Coverversionen (darunter das Lied Holy Shit, in dem eine Textzeile lautet: »Ich will Dich wie den Juden verprügeln, der Du eigentlich bist«). Mills ist der Meinung, dass bei anti-religiösen Standpunkten, die man traditionellerweise ja in den meisten extremen Musikstilarten findet, mit zweierlei Maß gemessen wird: »Es scheint, dass Du so viel Du willst darüber singen kannst, Jesus zu töten oder wie beschissen das Christentum ist, aber wenn Du auf die Verbindung zum Judaismus hinweist, wirst Du total boykottiert. Das Christentum zu attackieren ist okay, aber gegen den Judaismus darf man nichts sagen. Sonst bist Du gleich ein antisemitischer Nazi-Rassist. Das ist die wahre Heuchelei des so genannten extremen Metal-Genres. Meinungsfreiheit nur, solange wir mit dem übereinstimmen, was Du sagst.«
Ein weiterer Kritikpunkt innerhalb der NSBM-Gemeinschaft ist die Tatsache, dass Death Metal oder Gore Bands sehr direkte Texte über Mord und Folter haben dürfen. Beispiele dafür wären die berüchtigten Cannibal Corpse Lieder Stripped, Raped and Strangled (Die Kleider vom Leib gerissen, vergewaltigt und erwürgt) oder Fucked with a Knife (Gefickt von einem Messer). Die jüdische Glaubenslehre zu kritisieren oder eine tote politische Plattform wie den Nationalsozialismus zu unterstützen ist dagegen strikt verboten. Mills vermutet: »Die meisten Leute in der Black Metal Szene sind entweder pro-NS oder es ist ihnen egal. Die einzigen, die sich beschweren, sind die aus der Death Metal Szene, die immer behaupten, so extrem zu sein. Ich schätze, dass Texte über das Vergewaltigen deiner Mutter oder Sex mit toten Babies okay sind, aber auf dein eigenes Volk zu achten ist es nicht. Vielleicht wollen sie nicht bei ihren jüdischen Plattenfirmen anecken, bei denen sie rausfliegen könnten, wenn sie sich zu Verbindungen mit rechtsextremen politischen Fraktionen bekennen.«
Ymir Winter stimmt damit vollkommen überein: »Die Metal Szene ist inzwischen zu einer politisch-korrekten Domäne für Neo-Hippies und es-tut-mir-ja-so-leid Leute geworden. Diese Leute »preisen Satan« und singen darüber, Säuglinge zu opfern, werden aber ganz aufgebracht, wenn jemand von Antisemitismus spricht. Es ist inzwischen so weit, dass man die jüdische Glaubenslehre nicht einmal in Frage stellen kann, ohne gleich als Antisemit abgestempelt zu werden. Gleiches gilt für die jüdische Gesellschaft, den jüdischen Ethos oder die jüdische Rasse.«
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