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Musik

NSBM-Report
Teil 3
Eine Reportage von J. Bennett, erschienen im amerikanischen Decibel Magazin.
Übersetzung von Hyperion. Bilder aus dem originalen Decibel-Artikel.

Jiddische Vollidioten contra arische Arschlöcher

1999, direkt nachdem Grom ihre Debut-EP Pagan War Machine bei Vinland Winds Records veröffentlicht hatten, spielten sie eine Show in der Voodoo Lounge in Queens. »Damals eröffneten wir oft für Mainstream-Bands wie Deicide und Incantation«, erklärt Winter. »Ich glaube, wir spielten an diesem Abend mit Krisiun und hörten davon, dass einer der wichtigsten Mitarbeiter oder Redakteure vom Metal Maniacs Magazin kommen würde, um ein Review über unsere Show zu schreiben. Er wurde beauftragt, uns zu verreißen, egal wie gut wir spielen würden. Wie dem auch sei, wir erfuhren davon, konfrontierten ihn und am Ende nahm mein früherer Bassist das Notepad und den Rucksack von dem Typen und schleuderte sie runter auf die Straße. Dann nahmen wir den Typen am Kragen und warfen ihn zu Boden.« Auf der Wikipedia.com Seite über Grom, die laut Winter von niemandem aus der Band autorisiert wurde, wird auf diesen Vorfall folgendermaßen hingewiesen: »Ein jüdisches Mitglied der Metal Maniacs Redaktion wurde von einem der Grom-Mitglieder zusammengeschlagen.«

Lemmy
Lemmy (Motörhead)
 

Der frühere Metal Maniacs Redakteur Mike Greenblatt (alias Mike G) sagt dazu: »Ich bin der einzige jüdische Redakteur, der je bei diesem Magazin gearbeitet hat, und mir ist so was nie passiert. Vielleicht ging einer unserer Mitarbeiter zu einer ihrer Shows, aber ich war immer strikt gegen Nazis und gegen White Power. Ich habe daraus auch nie ein Geheimnis gemacht. Ich erinnere mich an ein Interview mit Lemmy von Motörhead. Er sprach von Hitler. Ich fragte genauer nach. Er sagte, dass Hitler der erste Rockstar gewesen sei, und ich wusste natürlich, was er meinte, aber zu dieser Zeit hatte er mich schon mit Jack Daniels betrunken gemacht und der ganze Raum drehte sich um mich, während aus ihm diese Scheiße über Hitler sprudelte. Dann sagte ich so was wie »Warte mal – ich bin ein Jude! Ich brauch' mir diese Scheiße nicht zu geben!« Ich trug mein Jüdischsein also immer auf einem Schild vor mir her, um gegen diese White Power Arschlöcher zu rebellieren.«

Tatsächlich entstand Greenblatts Pseudonym nach einem Drohbrief, der nach seiner Einstellung 1989 an das Büro vom Maniacs Magazin geschickt wurde. Greenblatt berichtet: »Der Herausgeber und ich bekamen Todesdrohungen, wie »Sterbt, ihr jiddischen Bastarde!« und lauter so eine Scheiße.« Zuerst weigerte sich Greenblatt, dem Vorschlag des Herausgebers zu folgen und seinen Nachnamen abzukürzen, aber dann stimmte er doch zu, wenngleich aus einem ganz anderen Grund: »Die ausschlaggebende Wendung kam, als ich 1991 ein Country Music Magazin herausbrachte. Ich begriff, dass es meiner Glaubwürdigkeit in der Metal Szene schaden würde, wenn die Kids wüssten, dass der Redakteur von Metal Maniacs auch der Redakteur eines Country Music Magazins ist. Aus geschäftlichen Gründen kürzte ich also meinen Nachnamen ab.«

Nazi Wachhunde

Varg Vikernes
Varg Vikernes
 

Im Herbst 1999 erschien im Intelligence Report, einem Magazin, das vierteljährlich vom Southern Poverty Law Center herausgegeben wird, ein Artikel mit dem Titel Sounds of Violence. Als ob sie einen Trailer für Reefer Madness schreiben wollten, warnen die Autoren vor »einer neuen Generation von Metal Bands, bekannt als der Black Metal Underground, die so extrem sind, dass Marilyn Manson im Vergleich dazu spießig wirkt.« Dann behaupten sie, dass Varg Vikernes ins Gefängnis kam, weil er »seinen besten Freund geköpft« habe. In Wirklichkeit hat Vikernes das Mayhem Mitglied Aarseth erstochen und die beiden waren schon Monate vorher keine besonders guten Freunde mehr gewesen. Die Autoren bemühen sich weiterhin darum, eine vage Verbindung zwischen Black Metal und der Columbine-Highschool-Schießerei herzustellen: »Worte werden für diese Jugendlichen oft zur Tat. So haben Dylan Klebold und Eric Harris letzten April an der Columbine High School in Colorado zwölf ihrer Mitschüler und Lehrer erschossen. Man geht davon aus, dass sie von dieser Art von Musik beeinflusst wurden.«

 
Michael Moynihan
Michael Moynihan (Blood Axis)

Als nächstes dämonisieren sie den Lords of Chaos Co-Autoren Michael Moynihan, weil er rassistisch und faschistisch anmutende Bemerkungen gemacht habe und Mitglied »der Black Metal Band Blood Axis« sei. Das Hauptproblem mit diesem Teil des Artikels, wenn man mal davon absieht, dass er vollkommen irreführend ist, liegt darin, dass Blood Axis keine Black Metal Band ist. Anstatt Moynihan zu interviewen, entnahmen die Autoren Zitate aus einer Ausgabe des Compulsion Magazins on 1998. »Ich habe kein Problem damit, als Faschist bezeichnet zu werden« wird Moynihan dort zitiert. »Wenn der Faschismus dieser Welt etwas Ordnung, Disziplin und Verantwortlichkeit bringen wird, dann bin ich klar dafür.«

Zwei der Autoren dieser Reportage (John Lunsford und Justin Massa) schrieben auch Teile der Anti-White-Power Musikkampagne Turn it Down. Im Teil Soundtracks to the White Revolution: White Supremacists Assaults on Youth Music Subcultures, der im Dezember 1999 erschien und ein Kapitel über NSBM enthält, findet sich im Abschnitt zu Noise Bands auch ein Unterkapitel zu Moynihan. Es überrascht nicht, dass die gleichen Compulsion Zitate in beiden Texten zu finden sind.

Moynihan berichtet Decibel: »Die Black-Metal-Reportagen dieser Wachhund-Gruppen gehören zu den am schlechtesten recherchierten Presseberichten überhaupt. Sie offenbaren nicht nur das geringe Maß an Verständnis, dass sie für dieses Thema aufbringen, sondern stellen den Wahrheitsgehalt ihres Gesamtwerks in Frage. Wobei solche Probleme sie wohl kaum belasten, denn das eigentliche Ziel dieser Reporter ist weder historische noch journalistische Wahrheitstreue. Das eigentliche Ziel ist, ihre Leser ausreichend besorgt zu halten, damit sie weiter Geld für die Schatztruhen dieser Wachhunde spenden. Natürlich erfüllt der Black Metal mit seinem apokalyptischen Beiklang diesen Zweck ganz optimal.«

Blood Axis
 

Weiterhin berichtet er: »Was die Attacken in meine Richtung betrifft: Sie sind gleichfalls voll gepackt mit Halbwahrheiten und eindeutigen Fehlern. Sie ignorieren meine künstlerische Arbeit als Ganzes. Man erkennt deutlich, dass sie sich die Alben, die sie verdammen, nicht mal angehört haben. Stattdessen konzentrieren sie sich auf ein paar provokative Kommentare, die sie aus Interviews selektiert haben, die ich vor fast 15 Jahren gegeben habe. Von Beginn an habe ich klargestellt, dass Blood Axis eine Grauzone zwischen der Amoralität Nietzsches und dem Paradox repräsentiert. Die Unfähigkeit dieser Leute, damit umzugehen oder dieses Konzept auch nur zu verstehen, beweist, wie erfolgreich es durch Blood Axis verkörpert wird.«

Die Turn It Down Kampagne wurde 1999 vom Centre for New Community, eine gemeinnützigen Organisation aus Chicago, ins Leben gerufen. Der Direktor der CNC Building Democracy Initiative, der auch als Redakteur bei Soundtracks to the White Revolution arbeitet, beschreibt die CNC als eine »Bürger- und Menschenrechtsvereinigung, die sich um soziale, ethnische und ökonomische Gerechtigkeit bemüht«. (Eric Ward, der dritte Autor der SPLC-Reportage, ist auch heute noch Teil der Belegschaft vom CNC; Massa ist inzwischen nicht mehr CNC-Mitglied.)

Burghard fügt hinzu: »Teil der Arbeit, die wir hier im Zentrum seit einigen Jahren tun, ist der White Power Musik entgegenzutreten, insbesondere auch dem Wachstum des NSBM-Phänomens. Wir sind Teil eines Netzwerks an Organisationen, die daran arbeiten, dieser Musik bewusst entgegenzutreten.«

Das NSBM-Kapitel Soundtracks of the White Revolution beginnt mit einer Liste von 21 amerikanischen NSBM-Labels und Vertrieben. Während die meisten dieser Labels tatsächlich ausschließlich oder teilweise NS-Titel im Angebot haben, verwundert es, auch das Label Southern Lord Records aus L.A. aufgelistet zu sehen, da diese Firma dafür bekannt ist, keine NSBM-CDs zu veröffentlichen, sondern Bands wie Craft, Lurker of Chalice und Xasthur zu fördern. Noch erstaunlicher ist, dass 1999, als Soundtracks to the White Revolution veröffentlicht wurde, Southern Lord beinahe ausschließlich auf Doom- und Drone Bands wie Goatsnake und Sunn O))) spezialisiert war. Als wir Burghart nach einem oder mehreren Southern Lord Titeln fragten, die Turn it Down als nationalsozialistisch einstuft, kann er sich nicht erinnern: »Ich müsste mir die Sache noch mal ansehen, um zu prüfen, was sie zu dieser Zeit im Angebot hatten. Aber eines war klar: Wir hatten eine ziemlich lange Diskussion bezüglich der Schwelle, die diese Labels überschreiten mussten, bevor sie in die Liste aufgenommen wurden. Es reichte nicht, nur ein Burzum Album zu führen – es musste viel mehr sein, als nur das.«

 

Die Turn It Down NS-Schwelle bleibt ein ungelöstes Geheimnis. Obwohl Southern Lord sich zu diesem Artikel nicht äußern wollten, kann es gut sein, dass dieser Fehler in Verbindung mit der allerersten Veröffentlichung des Labels steht. Dabei handelt es sich um das Album Dommedagsnatt der inzwischen aufgelösten Doom Band Thorr's Hammer aus Seattle, in der auch der Southern Lord Besitzer Grag Anderson und der befreundete Sunn O))) Gitarrist Stephen O'Malley Mitglieder waren. Thor's Hammer, mit einem »r« geschrieben, ist der Name eine polnischen NSBM-Band, in der auch der frühere Graveland-Schlagzeuger Capricornus mitspielt.

Hier geht's zu Teil 4

 

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