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Interviews

Interview mit dem »BLOODDAWN« Magazin
(www.blooddawn.de)

Teil 2

Das 2. Megalith Demo »The Law of Life«
 

Blooddawn: Lassen wir unseren Blick einmal über das Weltgeschehen gleiten. Den Israel Konflikt möchte ich jetzt nicht ansprechen, auch wenn ich das jetzt unheimlich gerne täte. Aber über jenen wirklich sinnvoll zu reden, würde auf jeden Fall den Rahmen dieses Interview sprengen. So wenden wir uns einem zwar nicht minder umfangreichen und tief verwurzelten Konflikt zu, der allerdings einen Tick leichter zu umfassen ist: Der Kampf der westlichen Welt gegen den Terrorismus. Auch hier möchte/muss ich mich knapp halten, allerdings würde mich deine Meinung zu einigen Stichwörtern interessieren. Deshalb erkläre bitte, was du unter Folgendem verstehst: Das Wort und die Bezeichnung »Terrorismus«.

Das ist schon ganz, ganz schwierig. Provokativ formuliert ist der, der heute oft als Terrorist bezeichnet wird, ja nur ein Krieger, dem kein Militär zur Verfügung steht, und der deshalb auf Mittel wie Benzin, Selbstmordattentate und Passagierflugzeuge zurückgreifen muß. Oft wird ja auch der Unterschied darin gesehen, daß Terroristen sich gegen die Zivilbevölkerung wenden, während das Militär gegen militärische Ziele vorgeht. In Wirklichkeit gibt es diese Trennung aber nicht, weil »Terroristen« sich oft auch militärische Ziele aussuchen (z. B. das Pentagon) während Militärs zivile Ziele bombardieren (im Irak hat es im und nach dem Golfkrieg erwiesenermaßen Hunderttausende ziviler Opfer gegeben). Möllemann hat in Bezug auf Israel ja von »Staatsterrorismus« gesprochen. Ich würde auch entweder jede oder keine Form von kriegerischer Auseinandersetzung als Terrorismus bezeichnen, weil zwischen einem George Bush und einem Bin Laden letztendlich fast kein Unterschied besteht.

Blooddawn: Ist der Hass gegen die westliche Welt, besonders gegen die USA gerechtfertigt?

Ja. Der amerikanische Journalist Don Jordan hat nach dem 11. September in einer CNN Talkshow sein Land dafür gelobt, daß es mit 65 Militärbasen über den ganzen Planet verteilt dafür sorgt, daß die westliche Welt ihre wirtschaftlichen Interessen wahren kann. Er endete seine Ausführungen mit dem prägnanten Satz »Am amerikanischen Wesen wird die Welt noch genesen«. Die USA betreiben eine imperialistische Politik. Wenn man kontinuierlich die ganze Welt provoziert, dann folgen irgendwann auch entsprechende Gegenreaktionen. Ich persönlich sehe mich übrigens trotzdem als kritischer Freund der Amerikaner - auch wenn ich es gut verstehe, wenn andere die USA hassen.

Blooddawn: Wer ist in deinen Augen der »wahre« Terrorist?

Ein wahrer Terrorist ist jemand, der gegen den Willen seiner eigenen Leute einen brutalen Kampf gegen die Zivilbevölkerung seines oder eines anderen Landes kämpft. Die RAF war z. B. wirklich eine terroristische Organisation, weil sie keinen Rückhalt im Volk hatte. Ich weiß nicht, wie groß die Unterstützung für Leute wie Bin Laden in der arabischen Welt ist. Unsere Medien geben uns sicherlich keine objektiven Informationen darüber. Wenn er beispielsweise die volle Unterstützung der Saudis haben sollte, weil diese die amerikanische Besetzung Saudi-Arabiens nicht mehr länger hinnehmen wollen, so wäre Bin Laden in meinen Augen kein wirklicher Terrorist, sondern eher ein von blindem Haß getriebener Freiheitskämpfer. Sein Kampf ist aber (sofern er überhaupt der Täter ist) vollkommen kontraproduktiv. Wenn er für den 11. September verantwortlich sein sollte, so hat er seinen Zielen nur geschadet, und den Amerikanern einen gewaltigen Gefallen getan. Ich kann also selbst nicht genau einordnen, wer nun gerechterweise als »Terrorist« gelten sollte, weil ich die Situation in anderen Ländern nicht kenne.

Blooddawn: Das Vorgehen der US-Amerikaner und ihrer Verbündeten gegen den »Terror«.

Es gibt kein Vorgehen gegen den Terror, sondern nur einen Krieg gegen Unschuldige, der aus wirtschaftlichen Interessen geführt wird. Letztendlich geht es um die Amerikanisierung ganzer Kontinente. Diese Kriege werden nur zu noch mehr Terrorismus führen, und nicht zum Gegenteil davon. Das nimmt die US-Regierung billigend in Kauf. Die berühmte amerikanische Intellektuelle Susan Sontag sagte neulich in einem Interview in der »Zeit«: »Ich hasse den Djihad. Den amerikanischen genauso wie den islamischen«. Das spiegelt sehr genau meine Einstellung wieder.

Eigentlich ja doch gute Freunde: Schröder und Bush
Quelle: Whitehouse.gov, Public Domain
 

Blooddawn: George W. Bush.

Ich glaube im Gegensatz zu vielen anderen nicht, daß die USA sich unter Clinton oder Gore anders verhalten hätten. Clinton hat doch auch schon ein paar Dutzend Cruise Missiles nach Afghanistan geschickt um von der Lewinsky Affäre abzulenken, und dabei eine dieser bösartigen Arznei-Fabriken zerstört. Bush ist außerdem viel zu dumm, um so etwas eigenverantwortlich zu inszenieren. Ich sehe das Problem nicht in Bush, sondern in den Leuten dahinter.

Blooddawn: Die Haltung von Deutschland gegenüber den USA.

Wenn wir eine Lehre aus unserer Geschichte gezogen haben sollten, dann doch die, daß unser Militär außerhalb unserer Landesgrenzen nichts verloren hat. Statt dessen sind unsere Soldaten nun an der afrikanischen Küste und in Afghanistan stationiert. So weit ist noch nicht einmal Hitler gekommen. Bush sagte ja, daß es nur ein »Mit uns oder gegen uns« gebe. Trotzdem hätte ich erwartet, daß Deutschland sich zumindest heraushält, wenn wir es uns schon nicht erlauben können, die USA in ihrem Vorgehen zu kritisieren.

Blooddawn: Wie sieht es denn mit dem Release eurer nächsten Scheibe aus?

Die nächste Scheibe wird ein Vollängealbum, professionell aufgenommen, mit einem professionell gedruckten Vollfarbe-Booklet und gepreßten CDs. Es wird voraussichtlich auf unserem eigenen Label veröffentlicht werden. Erscheinen soll es Ende dieses Jahres. Es wird eine recht starke musikalische Wandlung zeigen. Gerade was Keyboards und Schlagzeug anbetrifft werden ganz neue Welten erschlossen werden. Wahrscheinlich wird mit der CD auch ein Begleitbuch verkauft. Der Anteil der deutschsprachigen Texte wird auch wieder stark zunehmen. Ich bin sicher, daß dieses Album viele überraschen und viele beunruhigen wird, und ich freue mich schon jetzt auf die Reaktionen.

Blooddawn: Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast!

Vielen Dank dir für das Interesse und die hervorragenden Fragen.

April 2002, von GT

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