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Rezensionen zum 2. Album »Gipfelstürmer«
MEGALITH? Nie gehört? Das solltet Ihr schnellstens ändern! Denn anspruchsvoller geht’s im Gothic-Death/ Black-Bereich kaum. Dazu gesellen sich eine Kante Neue Deutsche Härte, sowie ein paar Sprengsel Folk und Neo-Klassik, was den Bandsound ungemein vielfältig macht. Die Aufmachung der CD und vor allem des opulenten (28 Seiten!) Booklets ist mehr wie vorbildlich, neben allen Texten gibt es zu den Meisten auch noch ein Zitat des den Text beeinflussenden Individuums. Dazu zählen u.a. Nietzsche, Tolstoi, Kafka oder Heine, aber auch die Inuit oder Noah Seattle (ein 1786 geborener Indianerhäuptling)!
Schwere Kost? Ja und Nein, ich würde eher von hohem Anspruch sprechen, denn all diese Wortkünstler inspirierten die Band zu den ausnahmslos deutschen Texten. Da steckt Sinn und Verstand hinter! Zu Heine, Kafka und Noah Seattle gibt es im Booklet noch ausführliche Infotexte.
Ebenfalls vorbildliche und ausführliche Infos gibt es zu der Band und dem Album selbst, sowie eine genaue Diskografie mit exakter Beschreibung aller 3 bisher veröffentlichten Werke (Demos 1998 + 2001 sowie CD 2003)! Dazu passt auch das 5-seitige (!), vollfarbige Info, welches aus sachlich-gutem Anschreiben, Fotoseite (Band+Portrait+Live-Pics, alle Albumcover), perfektem Labelinfoblatt mit allen Daten, Biografie mit Beschreibung aller bisherigen Veröffentlichungen (geil!) und einer Seite Rezensionen zum Debütalbum besteht! Selbstredend, dass alles perfekt Layoutet ist und durchgängig oben groß das Logo prangt auf jeder Seite und unten ein Kontaktabsatz. Besser kann man seine Band nicht präsentieren! Das kann sich JEDE Band als Referenz heranziehen, wie man es richtig macht!
Doch alle professionelle Präsentation nützt nichts, wenn die Mucke nicht stimmt. Aber die stimmt bei MEGALITH auf jeden Fall auch! Es handelt sich ja um die Band des ehemaligen AGATHODAIMON-Gitarristen Hyperion. Das hört man denn auch bisweilen natürlich heraus, Fans seiner alten Band sollten auch hieran gefallen finden. Allerdings gehen MEGALITH eine ganze Ecke vielfältiger und avantgardistischer zu Werke. So manches Mal fühle ich mich an die Hannoveraner DESOLATION erinnert. Musikalisch sitzt man aber eigentlich zwischen allen Stühlen. Und das ist auch gut so! Der letzte, rein akustische Track »Aufbruch in die dunkle Nacht« könnte sowohl IN EXTREMO/ SUBWAY TO SALLY etc-Jüngern gefallen, wie auch SAMSAS TRAUM-Fans. Vom Grundtenor her liegt man aber schon im gothischen Death/ Black Metal-Bereich.
Das gothisch-klassische Intro des Openers »Zukunftspläne« leitet die Scheibe schön ein, der Track groovt sich mit seinem treibenden Beat sofort ins Bein und der keifende Gesang von Orpheus passt wie Arsch auf Eimer. Kann man mit SAMAEL (zu »Ceremony of Opposites«-Zeiten!) in Verbindung bringen, wie überhaupt Fans der Schweizer hier blind zuschlagen sollten! Der folgende Titeltrack schlägt in die gleiche Kerbe, der hervorragende Sound tut ein übriges zum Gelingen dieses Albums. Mit »Deutsches Herz« hat man so was wie einen Tanzflächenhit im Gepäck! Melodisch und doch aggressiv, dazu sehr tanzbar. Das könnte in etlichen Tanztempeln zu schwebenden und zuckenden Leibern führen. Geil auch die cleanen Vocals! Bei »Der einsame Jäger« rührt man etwas zu arg im pathetischen SAMSAS TRAUM-Topf und kann den Song gerade noch mit einigen harten Einschüben retten. MEGALITH fesseln eindeutig mehr, wenn ordentlich gesägt wird, wie bei dem von einem »Akte-X»-Zitat eingeleiteten »Die Geier«, welches sich zu einem rasanten Banger entwickelt, der in die blackige Richtung geht inklusive atmosphärischer Keyboards. Definitiv was für die Headbanger-Fraktion in den hiesigen Dissen. Politisch starken Tobak bietet man auf dem musikalisch geil zwischen Akustik und fettem Groove wechselnden »Wir lieben den Tod«. Ein direkter Anti-USA (Krieg)-Song, der aus Sicht der nahöstlichen Glaubenskämpfer verfasst ist. Dazu passt das beigefügte Zitat von Ayatollah Chomeini. Ob das jetzt als Pro-Glaubenskrieger gemeint ist, müsste mal ein Interview klären! Ebenfalls phasenweise recht blackig schallt »Eines Tages« aus den Boxen, wohingegen »Ein Traum von Ende und Anfang« nahezu rein akustisch ertönt. »Die Brücke« ist textlich aus der Sicht einer Brücke verfasst und rifft wieder schön in alten SAMAEL-Gewässern, kann aber nicht so überzeugen, wie die erste Hälfte des Albums. Dramatisch baut sich dann »Das Tor« auf, welches textlich in Bezug zum gelungenen Cover zu sehen ist. Schöner Song mit ein bisschen SUMMONING-touch. Aber auch eher zum Zuhören, denn zum Ausrasten.
Da geht das blackig riffende »Schämst Du Dich nicht?« schon besser in die Füße, textlich ein intelligenter Anti-(Christen) Gott-Song! Weit ab von den plakativen, satanisch-typischen Anti-Christen-Tiraden der Black/ Death Metal-Szene. Nach dem oben beschriebenen letzten Track »Aufbruch in die dunkle Nacht« gibt es noch zwei Bonustracks, von dem besonders der Erste genial gelungen ist: »March or Die« von MOTÖRHEAD! Und zwar in einer MEGALITH-gepimpten Version. Lemmy goes Gothic-Black sozusagen! Mutig und geil. »The Trail of Tears« ist dann eine modifizierte, reine Akustik-Klampfen-Version von »Aufbruch in die dunkle Nacht«, mit englischem Text und anderer Aussage.
Ein absolutes Juwel der Underground-Tonkunst! Weshalb da bisher kein großes Label zugeschlagen hat? Mir doch egal! Solange die Band in Eigenregie ein solch großartiges Gesamt-Werk auf die Beine stellt, braucht es keinen großen Labelsticker und irgendwelche Strategen, die den Herren Musikern dumm ins Konzept labern! Und alle Freunde obig beschriebener Sounds/ Bands ordern jetzt schnellstens diesen Gipfelstürmer...
MOSES (29.06.2008)
Hat eine Band wie MEGALITH es eigentlich nötig, immer noch damit hausieren zu gehen, dass ein ehemaliges Agathodaimon-Mitglied mit an Bord ist? Erst recht mag man sich diese Frage stellen, wenn man in der Biografie nachliest, dass nach Veröffentlichung des zweiten Demos »Das Gesetz Der Natur« Kontroversen dazu führen, dass Gitarrist Hyperion vor die Wahl gestellt wird, MEGALITH für den Weg des ´unauffälligen, braven Musikers´ zu begraben oder Agathodaimon den Rücken zu kehren. Da für einen Megalithen bekanntlich viel Erde bewegt werden muss, entscheidet sich Hyperion mit seinen Mitstreitern von MEGALITH, den kontroversen Weg mit dem 2003er Debütalbum »Soldaten Des Geistes/Spirit Soldiers« weiter zu verfolgen und nun mit dem neuen Werk »Gipfelstürmer/Storming The Summit« hörbar auszubauen und zu kultivieren. Bissig und so gar nicht stromkonform ist das Ergebnis ausgefallen, wie schon der Opener ´Zukunftspläne´ verdeutlicht, der trügerisch klassisch inspiriert beginnt und nach einer Minute sägenden Riffs Raum gibt, über die sich die ausgespuckten Boshaftigkeiten legen, die nur allzu oft die traurige Wahrheit vertonen. Wer über einen gesunden Sarkasmus verfügt, wird seine wahre Freude haben. Musikalisch ist das Ganze recht eingängig verpackt, fast könnte man
sagen, hier bildet sich ein interessanter Kontrast zum Inhalt der Texte. (Aber vielleicht ist die Rezensentin auch lediglich durch diverse Avantgarde-Krach-Schlachten abgehärtet.) Gefällige Rhythmik wird mit neoklassischen Elementen versetzt und mit Melodien abgerundet, die durchaus hängen bleiben.
Etwas gewagter in dieser Hinsicht zeigt sich ´Deutsches Herz´, das sich dem aufdoktrinierten Schuldbewusstsein der Deutschen widmet. Hier findet neben den sich zwischen Gekeife und Gegrowle bewegenden Vocals zum ersten Mal Klargesang einen Platz, der wirkungsvoll eine Brücke zwischen Strophe und Refrain schlägt und im weiteren Verlauf von »Gipfelstürmer/Storming The Summit« öfter zum Einsatz kommt. ´Der Einsame Jäger´ lebt von Gegensätzen, die Einsamkeit inmitten der Gemeinsamkeit, und wird in einer leicht sperrigen Komposition eingefangen, die diesen Zustand passend zu rahmen und vermitteln vermag. Konträre Elemente von semiakustischer Prägung und erdigen Metalpassagen gehen Hand in Hand in ´Wir Lieben Den Tod´, dessen Inhalt den Krieg aus islamischer Sicht beleuchtet, welche die Glaubensfestigkeit der USA verhöhnt. Jedem Text ist ein Zitat zur Seite gestellt, das als Essenz und Inspiration dienen mag, im Falle von ´Wir Lieben Den Tod´ ist es ein Ausspruch Ayatollah Chomeinis. Musikalisch sehr schön und streckenweise akustisch umgesetzt, bietet ´Ein Traum von Ende Und Anfang´ jedoch im Gesangsbereich einen Wermutstropfen, hier wird eindeutig ein wenig zu dick aufgetragen, und man fühlt sich unangenehm an diverse Acts der ´Neuen Deutschen Todeskunst´ erinnert. Wahrhaft majestätisch und sich mit vielfältigen klassischen Elementen immer wieder steigernd wird das Covermotiv in ´Das Tor´ umgesetzt, während MEGALITH in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Christentum ´Schämst Du Dich Nicht?´ den Schwerpunkt mehr auf schwarzmetallische Ingredienzien mit punktgenau eingebrachten Melodicriffs und Keys setzen. Auf jeden Song einzeln einzugehen, würde in einer Endlosrezension resultieren. Vielmehr ist der Leser eingeladen, die Songs und deren Inhalte selbst für sich entdecken. Erwähnt werden sollte jedoch noch die MEGALITHsche Version des Motörhead-Tracks ´March Ör Die´, die trotz völlig eigenständigen Arrangements noch einen hohen Wiedererkennungswert hat. »Gipfelstürmer/Storming The Summit« eint ebenso viele musikalische Stile wie lyrische Inspirationsquellen von Nietzsche über die Inuit und Häuptling Seattle bis hin zu Chomeini zu einer feinfühlig arrangierten Einladung, nicht alles als gegeben hinzunehmen, sondern den uns von der Natur mitgegebenen Denkapparat ein wenig intensiver zu nutzen. (ES) 13 Punkte
Ein Megalith ist, verkürzt gesagt, ein massiver, unbehauener Stein, der zu kultischen Zwecken in die Landschaft gestellt wurde. Wirklich ist, was der ehemalige Agathodaimon-Gitarrist Hyperion und seine »Soldaten des Geistes« (so der Titel des viel gelobten Vorgängers) hier vorlegen, ein ziemlicher Brocken. Das fängt bei Äußerlichkeiten an: 28 Seiten Booklet, die neben sämtlichen Texten einen von Kafka bis Chomeini und von Kierkegaard bis Kilmister reichenden Zitatenschatz und Ausführungen zu den literarischen Einflüssen enthalten, die dem bandeigenen Gemisch aus Black Metal, Gothic-Reminiszenzen, Folk- und Neo-Klassik-Verweisen zugrunde liegen. Vereint mit einer Portion bewusster Verweigerung gegenüber dogmatischer politischer Korrektheit und Ausflügen in martialische Bilder (Nicht umsonst wurde ausgerechnet Motörheads March ör Die neu interpretiert), enthält Gipfelstürmer somit wieder eine Menge Denkanstößiges. Songs wie Wir lieben den Tod mit seinen ansteckenden Mattenschwingereinlagen oder das zwischen Aggression und Melancholie schwankende Die Brücke garantieren daneben auch für zufriedene Trommelfelle, zumal die Produktion tadellos knallt. Megalith untermauern mit diesem Album ihren Ruf, zu den tonangebenden heimischen Vertretern klischee- und konventionsfreier Schwermetallfertigung zu gehören. (Christoph Kutzer, 9 von 10 Punkte)
Schaut man auf das Cover der neuen MEGALITH-Scheibe, so denkt man zuerst einmal nicht sofort an eine Metalband, denn das Bild könnte durchaus auch in jeder Reisezeitschrift zu finden sein. Doch ein Blick auf den Albumtitel bringt Klarheit. Das gute Stück heißt nämlich »Gipfelstürmer«, von daher passen die Landschaftsaufnahmen. Nachdem die deutsche Band bereits zwei Demos und einen Longplayer veröffentlichte, legt sie nun ein weiteres musikalisches Kapitel nach.
Insgesamt vierzehn Tracks haben es auf den Silberling geschafft (zwölf reguläre, zwei Bonustracks), die allesamt wieder das Können der Band zu demonstrieren wissen. MEGALITH gelingt die Gratwanderung zwischen hart und sanft (wobei sanft hier bitte nicht als kitschig zu verstehen ist). Immer wieder bekommen die harten Gitarrenriffs Gesellschaft von einem angenehmen Keyboard-Teppich. Die Härte mindert das jedoch nicht, dafür sorgen allein schon die meist gefauchten Vocals. Damit dies auf Dauer nicht so langweilig wird, gibt es auch immer wieder klare Gesangsparts, doch die Ballade 'Aufbruch in die dunkle Nacht' ist das einzige Stück, in dem überhaupt nicht gegrowlt oder gezischt wird. Die Musik kann sich jedenfalls durchaus hören lassen, wartet immer wieder mit neuen Überraschungen wie Rhythmuswechseln oder einer unerwarteten Melodieführung auf, doch nicht umsonst bezeichnen sich MEGALITH als »Spirit Soldiers«, Soldaten des Geistes.
Was die Band nämlich zusätzlich noch von der grauen Metalmasse absetzt, sind ihre Texte. Zwar werden auch hier die üblichen Themen wie »Tod« und »Verderben« behandelt, allerdings so, dass der Hörer immer wieder zum Nachdenken angeregt wird. So geht es auch um Krieg, Unterdrückung und andere Ungerechtigkeiten. Gesungen wird auf Deutsch, lediglich die zwei Bonustracks sind in englischer Sprache. Hier lohnt es sich jedenfalls, genauer hinzuhören beziehungsweise die Texte im Booklet mitzulesen. Das ist sowieso sehr hübsch geworden, wartet mit einzelnen Zitaten zu den Liedern auf und enthält außerdem Informationen zu Heinrich Heine, Noah Seattle und Franz Kafka, die als literarische Einflüsse aufgeführt werden. Wundern tut dies nicht, denn textlich ist »Gipfelstürmer« ebenso provokativ und bilderreich wie die Werke dieser Herren.
An der Produktion gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Der Sound ist glasklar ohne zu glatt zu wirken. Jedes Instrument kommt hier zur richtigen Zeit zum Ausdruck, und so wird »Gipfelstürmer« zu einem absoluten Muss für Metalfans mit Hirn und Verstand. Ach ja, Hyperion, der Ex-Gitarrist von AGATHODAIMON, spielt hier ebenfalls mit, doch das braucht eigentlich nicht zu Promotion-Zwecken erwähnt zu werden, die Musik von MEGALITH spricht für sich.
Anspieltipps: Der einsame Jäger, March Ör Die, Die Brücke
Ricarda Schwoebel
Stil: (sehr eingängiger) Avantgarde Metal.
Zitat Info-Sheet: »MEGALITH sind die Nachfolgeband des Ex-AGATHODAIMON Gitarristen Hyperion. Während AGATHODAIMON … relativ traditionellen Gothic-Metal spielen, hat sich Hyperion mit MEGALITH in eine avantgardistische und experimentelle Richtung weiterentwickelt. Ohne dass der Sound zusammengewürfelt klingen würde, gelingt es MEGALITH auf `Gipfelstürmer´, Elemente aus dem Black-, Heavy-, Gothic- und Folk-Metal zu vereinen, eine Dosis Neue Deutsche Härte beizugeben und ein paar Ausflüge in den Neo-Klassik Bereich zu unternehmen.« Ja, kommt in etwa hin, kann man erst mal stehen lassen.
Aber fangen wir mal mit dem ersten Eindruck an und der ist gewöhnlich ein optischer und diesmal ungewöhnlich bemerk-würdig: das Logo sieht aus wie das einer Pagan Metal Band in Zeiten der Technokratie. Dem schließt sich die Bildersprache des Motivs an, formal: das Naturmotiv wird gebrochen durch den artifiziellen Charakter der Umsetzung. Es hat den Charme einer Computergraphik. Auch inhaltlich regiert der dialektische Widerspruch: das scheinbar Ewige des Felsens konkurriert mit der Vergänglichkeit in Gestalt der Erosion. (Die hier als Perspektive bildendes Loch wirksam georden ist.) Und dann ist das, was wir da vordergründig sehen und den Durchblick verschafft, ja ein MEGALITH, ein großer Stein, wenngleich die Schöpfer der Megalith-Kultur, diejenigen die z.B. Stonehenge (ach ja, so hieß ja die Vorgänger-Combo von MEGALITH) errichteten, wohl andere Intentionen hatten. --- Postmodern geradezu, dass der Titel gebende Gipfelstürmer in mehreren Schritten herangezoomt werden muss, und dennoch nur winzig klein bleibt. Haupt- und Randfigur zugleich. Schöne Idee. Bei soviel Interpretamenten auf den ersten Blick, haben wahrscheinlich sogar die Muster der Schneefelder ihre Bedeutung...
Nun aber die Musik. Die weichen Fakten hat uns Hyperion ja selbst schon mitgeteilt. Natürlich kann so ein Konglomerat bös’ ins Auge gehen; aus ökonomischer Perspektive, weil man sich zwischen alle Stühle pflanzt. Aus musikalischer, weil derlei Experimente häufig genug auch nur gewaltsam und gewollt klingen. Und so, als wollte man nur in möglich viele Taschen greifen. Beides hängt natürlich zusammen. Kann die Band komponieren, dann ist das Ergebnis homogen und niemand schöpft einen üblen Verdacht; und eben das gilt hier bei allem Experiment: Das Gemisch ist absolut gut verdaulich und dennoch wegen der verschiedenen Zutaten wirklich multifunktional einsetzbar. Vielleicht ist dies die gelungenste Überraschung: Dass derlei stilistisches Durcheinander völlig logisch und zugleich spielerisch klingt. Aber zugegeben, sooo gewagt ist die Kombi denn auch nicht, denn zwischen den o.g. Genres sind die Grenzen durchweg fließend.
Dennoch muß man wirklich komponieren können, damit das wie » natürlich gewachsen« wirk. Die Bande kann und so ist ihre Verwurstung diverser Stilelemente insofern wirklich avantgardistisch, im wahrsten Sinne des Wortes… fortschrittlich. (Viele so genannte Avantgardisten heute klingen ja wie die angestaubte Avantgarde der späten 80er.) --- Einerseits ist es schlichtweg brillant, was hier passiert; am geilsten sind MEGALITH in den symphonisch-gothigen und den folkigen Parts. Da werden grandiose Melodien wie Dutzendware `rausgehauen. Selbiges gilt aufgrund der Nähe zum Gothic auch für die Neo-Klassik-Anteile. Das Riffing ist auch nicht verkehrt; die feiste und glasklare Produktion knallt mächtig. Drum `n Base sind wuchtig. Alles gut. Sogar wenn es mal richtig speedig wird, die Riffs dem Black Metal entliehen sind, geht es fett und druckvoll zur Sache. Bis hierhin ist das ein klarer 9,5 Punkte Kandidat.
Aber was in obiger Aufzählung vielleicht noch der Erwähnung bedurft hätte, ist das pathetisch Liedermacherhafte, das auch deutschen Mittelalterrockern gern mal entfährt und bei mir ein peinliches Berührtsein auslöst. Der Gesang teilt sich annähernd paritätisch in Black Metal Gekeife / Growls und Klargesang auf. Beides überzeugt mich im Kontext nicht wirklich, wobei der harte Teil nicht wirklich schlimm ist, er nimmt den tollen Kompositionen aber etwas den Wind aus den Segeln. Der Klargesang ist allerdings ein echtes Problem. Warum das immer die Grenze zur Peinlichkeit streift oder über sie hinausgeht, wenn wir Deutschen auf Deutsch den Pathetischen rauslassen, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass die streckenweise erfreulich guten Texte daran leichten Schaden nehmen.
Es befinden sich nur zwei Stücke in englischer Sprache drauf, beides Bonus-Tracks. Einmal wird –erstaunlich geil variiert, erstaunlich kongenial– MOTÖRHEADs »March ör Die« gecovert, einmal gibt’s eine Akustik-Version eines eigen Tracks. Musikalisch definitiv noch nicht einmal die besten Stücke, doch prompt funktioniert bei »Trail of Tears« der Klargesang ganz prächtig. Spätestens also beim allerletzten Song wird klar, dass Orpheus ein passabler Sänger ist. Es gibt also kein stimmliches Problem; dennoch ist die Art, in der der klare Gesang die Texte interpretiert, mir manchmal einfach »too much«.
Trotz dieser zaghaften Negativ-Kritik an dieser Kombination Text/Klargesang sind die Texte als solche der positiven Erwähnung wert. Ganz Allgemein: es geht um die Verbreitung dessen, was Niklas Luhmann »inkongruente Perspektiven« nannte. Inhaltlich sind die verbreiteten Ansichten gern mal alles andere als politisch korrekt. Es handelt sich dabei aber erfreulicherweise nicht um Provokation als Selbstzweck, als vielmehr um die Provokation zum Selbst-Denken. --- Wurde auch mal Zeit, dass dafür nicht nur plädiert, sondern dass vorgeführt wird, wie so etwas geht. Z.B. Chomeini wohlwollend zu zitieren und zugleich den Patriotismus der Yankees zu loben; oder: das deutsche Gemüt für sein ewiges Selbstmitleid und seine Handlungsunfähigkeit anzuprangern und dennoch auf dessen Identität zu pochen, das sind intellektuelle Übungen, die wollen erst einmal vollbracht sein. Jedenfalls ist es erfrischend, endlich mal deutsche, auch politische Texte geliefert zu bekommen, die sich jenseits der standardisierten, ausgelatschten Gedankengänge bewegen. --- Negativ kritikwürdig ist in Bezug auf die Texte allenfalls ihre lyrische Umsetzung, sprich Metrik, Reimschemata; da gehen der hohe Anspruch und Wirklichkeit auch schon mal getrennte Wege; und auch das Zusammenspiel von Vokabular und Grammatik wirkt nicht immer stilsicher und das lässt sich nur bedingt durch die Ironie und den Sarkasmus der Texte wegerklären.
Trotz der beiden angesprochenen, leicht zu vernachlässigenden Mängel kann man kaum weniger als 8,6 Punkte (aufgerundet auf 9) für dieses feine Erlebnis vergeben. Dafür steckt da a) viel zu viel Arbeit, Herzblut und Intelligenz drin und b) ist das Ergebnis vor allem musikalisch einfach zu kompakt und vielschichtig, zu geil. Bangen + Nachdenken, eine neue Extremsportart, die jeder Hörer o.g. Genres unbedingt mal ausprobieren sollte.
Autor: Dirk-Bengt (29.06.2008)
Bewertung: 9 / 10
Texter Hyperion macht es dem Hörer leicht, MEGALITH aufgrund einzelner Zeilen z.B. aus »Deutsches Herz« und »Eines Tages« als Rechtsaußenstürmer zu verdammen, zumal er vor vielen Jahren aus politischen Motiven aus dem Agathodaimon-Line-up getilgt wurde. Voreingenommenen Kritikern sei ein intensives Studium des kunstbanddicken Booklets empfohlen. Lemmy, dessen Antikriegslied »March ör Die« interpretiert wird, Frank Kakfa, Heinrich Heine oder Indianerhäuptling Noah Seattle taugen nicht als Vorbilder für Faschisten. Politisch inkorrekt agieren MEGALITH dennoch. Statt halbherzig Black-Metal, Folk- und Gothic-Stilmittel in der x-ten Generation zu kopieren, kleiden die Wiesbadener ihren metrisch reinen Lyrikabend in mutige, variable und oft zerbrechliche Arrangements. (Björn Thorsten Jaschinski, 8 von 10 Punkte)
Megalith wandelt sich vom griechischen »lithos«, Stein, ab. Der Begriff ist zuerst durch Megalithgräber, Großsteingräber, bekannt oder die so genannte Megalithkultur, die als zusammenfassende Bezeichnung für früheuropäische Kulturgruppen steht, die durch die Errichtung von Großsteinbauten charakterisiert sind.
Die Wiesbadener Band Megalith hat einen Namen gesucht und gefunden, der gut zu Heavy Metal passt, mehr noch das eigentliche Anliegen der Band, die »neue deutsche Härte« ausdrückt. Megalith sind die neue Band des ehemaligen Agathodaimon-Gitarristen Hyperion, der sämtliche Texte der bandeigenen Songs geschrieben hat. Orpheus (voc), Wehwalt (voc), Hades (dr), Karelian (b), Hyperion (g) und Silvanus (prog) legen auf Text und Komposition gleichviel Wert. Das 28-saitige Booklet ist mehr als nur buntes Beiblatt für die Musik. Die wortgewaltigen, wohl überlegten Texte sind vollständig abgedruckt, zudem Sprüche von Philosophen und Literaten, von denen Hyperion und die Band sich inspirieren ließen. Zum Ende des Booklets, bevor technische Angaben und die Credits abgedruckt sind, widmet die Band drei Seiten den Schriftstellern Heinrich Heine und Franz Kafka, sowie dem Indianerhäuptling Noah Seattle, die jeweils als Inspiration zu Texten Pate gestanden haben.
Verblüffend an den langzeiligen Texten ist die stete rhythmische Ausgewogenheit, ich habe die Texte mehrfach gelesen und bin über keine Hänger gestolpert. Alle Achtung!
Die Texte haben keine billige Aussage, sind aggressiv und philosophisch, klingen auf den ersten Blick - und in der Ummantelung durch den harten metallischen Rock - konservativ, doch gängigen Einstufungen entgehen die Texte konsequent. Wut und Aggressivität werden ausgedrückt, darüber hinaus viel mehr noch, Hyperion hat etliche Themen in Verse gesetzt. Einzig den Text zum Titel »Schämst du dich nicht?« kann und will ich persönlich nicht nachvollziehen, finde ich stereotyp und nicht zu Ende gedacht.
Musikalisch haben die Songs viele stilistische Mittel, aus verschiedenen Stilen sind Einflüsse zu hören, so Gothic-, Black-, Folk- und Deathmetal, symphonische und klassische Elemente haben Anteil am Stil der Band. Die tiefer gestimmte Gitarre, deren druckvoller, dynamischer Sound mir ungemein zusagt, erinnert mich an alte Alben der holländischen Band The Gathering.
Die Songs sind anspruchsvoll komponiert, enorm ausdrucksstark und erstaunlich eingängig. Jedes Mal, wenn ich die Songs wieder höre, muss ich das Booklet in Händen halten, ohne Textbuch frage ich mich stets, was Orpheus oder Wehwalt gerade singen. Instrumentale Freiflächen sind rar und kurz, die Arrangements sind auf die Texte konzentriert, der dramatische Gesang beider Sänger nimmt gefangen und lässt nicht mehr los.
Erstaunlich, diese hohe musikalische Qualität der kompletten Platte. Einen Ausfall gibt es nicht, die Band hat ganze Arbeit geleistet. 14 Songs und 54 druckvolle, laut und aggressiv rockende Minuten lang ist die CD mehr als schlichte Unterhaltung. Eingängiger habe ich deutschen Metal vorher nicht in dieser hinreißenden Klanggewalt gehört. (VM)
Als ich die CD zum ersten Mal in der Hand hielt, habe ich mich erst einmal über das etwas genreuntypische Cover gewundert, das eher nach Reiseprospekt als nach Metal-Artwork aussieht. Dann hab ich mit eher gemischten Gefühlen die CD in den Schacht geschoben und, oh Wunder, es kamen ganz passable Töne aus meinen Boxen! Erleichterung machte sich breit und ich lauschte mit wachsender Begeisterung den Klängen von »Gipfelstürmer - Storming The Summit«. Die Musik von <b>MEGALITH</b> eindeutig zu kategorisieren ist per se schon mal unmöglich. Die Band vermischt hier Elemente aus Dark-/Black-/Groove- und Gothic Metal zu einem erstaunlich homogenen Ganzen, das trotz der Stilvielfalt auf Anhieb beim Hörer hängen bleibt. Die Truppe um ex-Agathodaimon Gitarristen Hyperion hat sich sowohl bei der Gestaltung des 28-seitigen(!) Booklets als auch bei den 14 Eigenkompositionen sehr viel Mühe gegeben. Besonders bemerkenswert finde ich die Texte, die mal poetisch sind und mal direkt auf den Pun kt gebracht werden. Der Inhalt mag zwar nicht immer jedermanns Sache sein, aber platt und uninspiriert sind die Texte nie. Zudem wurde jeder Song mit einem Zitat von z.T. bekannten Personen versehen, die den Geist des Songs noch einmal zusätzlich auf den Punkt bringen. Die meist garstigen BM-Vocals bringen die lyrischen Botschaften recht energisch an den Mann und die Instrumentalfraktion sorgt dafür, dass der nötige Wumms nicht fehlt. Auf »Gipfelstürmer - Storming The Summit« wurde nichts dem Zufall überlassen und keineswegs nach altbekannten Schemen komponiert. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter und ist gespickt mit tollen Ideen. Nichts wirkt überkonstruiert oder künstlich, sondern alles passt auf wundersame Art und Weise zusammen, so das man sich der Faszination, die dieses Album ausübt, nur schwer entziehen kann. Hier hat jede Emotion ihren Platz: Trauer, Wut, Rebellion oder einfach nur Nachdenklichkeit - all das bietet dieses Gipfelstürmer-Album, das seinesgleichen sucht. Das hier ist kein Album von der Stange, sondern anspruchsvolles Futter für Hirn und Ohren, das einem in dieser Form nicht alle Tage geboten wird!
12 von 15 Punkte
Die Deutschen Megalith präsentieren mit "Gipfelstürmer – Storming The Summit" ihr zweites Album. Der Vorgänger "Soldaten des Geistes" kam mir bislang nicht zu Ohren, wohl aber das Demo "The Law Of Life". Auf diesem wurde eine recht eindrucksvolle Mischung aus Heavy, Death, Thrash und Black Metal geboten. Ähnlich stiloffen geht man auf der aktuellen Scheibe zu Werke, wobei hier sicherlich auch Neue Deutsche Härte sowie Neoklassik als Einflüsse zu nennen sind. Teilweise hört sich das Ganze sogar ein wenig nach den Apokalyptischen Reitern an, was nicht nur an der Verwendung der deutschen Sprache liegt. Apropos, besondere Erwähnung sollten die intelligenten, bissigen Texte aus der Feder des Ex-Agathodaimon Musikers Hyperion finden, welche sicher einige Gedankenanstöße beinhalten. Im sehr aufwendigen Booklet sind diese Texte übrigens nebst Zitaten von Persönlichkeiten wie Franz Kafka, Heinrich Heine und Lemmy Kilmister sowie diversen Fotografien abgebildet.
Als Black Metal lässt sich das von Megalith dargebotene Material sicher nur bedingt bezeichnen, teilweise kann man Vergleiche zu neueren Satyricon ziehen, das war’s dann aber auch schon mit Black Metal. Großteils wird sehr melodisch musiziert, das Keyboard ist häufig sehr präsent, aber auch den Gitarren fehlt es nicht am notwendigen Druck, ein ums andere Mal kommt mir dabei Rammstein in den Sinn.
FAZIT: Stilistisch offene Hörer werden mit diesem ambitionierten Werk sicher ihre Freude haben, reine Old School Black Metal Konsumenten werden vermutlich mit anderen Alben glücklicher werden. Definitiv ist "Gipfelstürmer – Storming The Summit” ein Album, das viel Interessantes für den Hörer bereithält, was sich aber teilweise erst nach mehreren Hördurchgängen erschließt. (Michael D. - 9 von 10 Punkte)
Mit eindeutigen Zuordnungen hat man bei Megalith so seine Schwierigkeiten. Ihr Sound ist geprägt von dynamisch nach vorne gehenden, abwechslungsreichen, teils progressiven Riffs, während der deutschsprachige Gesang eher nach einer aggressiveren Onkelz-Variante klingt. Als ergänzende Elemente kommen Keyboard, Klargesang und sinfonische Einlagen hinzu. Größtenteils kann man diese Heavy-/Rock-/Black-/Gothic-Mischung als gelungen bezeichnen: Zwar sind die Keyboardpassagen nicht immer ganz glücklich eingeflochten, was den Fluss der ansonsten konsequent durchkomponierten Stücke etwas stört (wie etwa in „Zukunftspläne“ oder „Gipfelstürmer“), und überhaupt kommt es nur selten zu einer Verschmelzung der verschiedenen Elemente, das Zusammenspiel funktioniert eher als Wechselspiel härterer und melodischerer Passagen. Oft sind aber gerade diese positiv hervorzuheben (wie etwa Melodieführung und Gesang bei „Ein Traum von Ende und Anfang“, „Aufbruch in die dunkle Nacht“ oder der Refrain von „Die Brücke“), und es ist eben dieses Wechselspiel, das den mit zwischen drei und fünf Minuten ohnehin kurzweiligen und immer eingängigen Stücken zusätzlichen Abwechslungsreichtum verleiht. Bei alledem bleibt ein harter metallischer Kern, der bei insgesamt druckvoller Produktion immer aggressiv rüberkommt, auf den Punkt gespielt ist und mit teilweise starken Riffs überzeugt – hervorzuheben ist in dieser Hinsicht wiederum das Titelstück, das wohl einen der besten Tracks der Platte darstellt. Das Sendungsbewusstsein, mit dem die Platte aufgeladen ist, verleiht allerdings so manchen Stücken zunächst einen gewissen Beigeschmack. Ein kirchenbrennender Islam, drohende Überfremdung, Eliminierung von Politikern: Megalith feiern die Lust an der Provokation. Es ist sicher eine Überreaktion, sie deshalb in die Nazi-Ecke zu stellen, wie es hier und dort getan wird, denn von rechtsradikalen Parolen sind sie doch sehr weit weg. Ihr Booklet, das unter anderem mit Portraits deutscher Literaten und einer Vielzahl hintersinniger Zitate aufwartet, macht deutlich, dass sie sich selbst eher Liberalen wie Heinrich Heine oder dem Aufklärer Voltaire zuordnen sowie ein tiefer reichendes Geschichtsbewusstsein zu pflegen scheinen. Viele scheinbar eindeutige Textzeilen bekommen hierdurch eine andere Färbung: Der Traum von der Geburt einer „neuen Menschenklasse“ bekommt eine andere Bedeutung, wenn er wie hier visuell mit der Französischen Julirevolution 1830 und so mit dem Kampf für Freiheit und Aufklärung in Verbindung gebracht wird. Viele (aber auch nicht alle) Textzeilen bekommen auf diese Weise einen doppelten Boden, werden uneindeutig, lassen sich auf die eine oder die andere Weise interpretieren. Also: Musikalisch ist „Gipfelstürmer“ in jedem Fall interessant, in textlicher Hinsicht zumindest diskussionsbedürftig. (Das Totentanz vergibt keine Punkte)
Metal und Hirn sind nicht immer zwingend miteinander verbunden – was allerdings leider auch für andere Musikrichtungen Gültigkeit hat. Wo im Death- und Black-Metal-Genre immer wieder die gleichen Klischees breitgeklopft und eher von Hass dominiert als von Ratio durchleuchtet werden, gehen MEGALITH mit ihrem zweiten Album einen gänzlich anderen Weg und setzen gezielt auf reflektorische Texte in größtenteils deutscher Sprache. Kombiniert wird die Konzentration auf die Inhalte mit einer vielseitigen und unverbraucht klingenden Mischung aus im weitesten Sinne Metal und Neuer Deutscher Härte. Mal erklingt »Gipfelstürmer« durch tragende Keyboards wie Gothic-Metal, um im nächsten Moment melodische Todesanleihen aufzuweisen oder gar in melancholische Samsas-Traum-Nähe zu rücken. Auch wenn zahlreiche harmonische Melodien erschallen, konzentrieren sich die vierzehn Tracks nicht auf Eingängigkeit oder leichte Zugänglichkeit – andererseits übertreibt man es auch nicht mit sperrigen Einlagen, sorgt allerdings für einige spannende Kanten und Ecken. Gesanglich geht man recht rau zur Sache, lässt aber immer wieder auch klaren Gesangspassagen Raum, wenngleich diese nicht immer überzeugen. Die Texte sind nachdenklich gestaltet, orientieren sich immer wieder an literarischen Vorlagen, bleiben manchmal aber in letzter Konsequenz im Trivialen stecken. Ungewöhnliche und ambitionierte Platte mit vielen guten Ideen, aber auch kleinen Defiziten. (Sailer – das Zillo vergibt keine Punkte).
MEGALITH sind die Band des ehemaligen AGATHODAIMON-Gitarristen Hyperion, der von 1995 bis 2002 bei den Black Metallern aktiv war, bevor er die Band aus persönlichen Gründen verließ. Es halten sich seitdem hartnäckige Gerüchte, dass er aufgrund diverser rechter Tendenzen aus der Band geflogen sei, wofür sich aber keine Beweise finden lassen, auch nicht bei seiner aktuellen Arbeit. »Gipfelstürmer-Storming The Summit« bietet zwar eine ganze Latte an Heimatpathos, und nach dem ersten Hören hat man tatsächlich den Eindruck, es hier mit – vorsichtig ausgedrückt – überzeugten Nationalisten (nein, nicht gleichzusetzen mit Nazis!) zu tun zu haben. Schaut und hört man jedoch zweimal hin, dann wird schnell klar, dass das Sextett eine ganze Menge Substanz in seinen fast durchweg starken Songs parkt und ganz sicher nicht von Nazidreck beeinflusst ist, dafür aber von Heinrich Heine, Franz Kafka oder Friedrich Nietzsche. Die erstklassigen Texte, die oftmals Sozialkritik eben jenseits linksgerichteter Plattitüden bieten, sind verpackt in einer sehr eigenständigen Mischung aus Midtempo-Black Metal, orchestralem Bombast, einem Hauch Gothic und einer Prise deutschem Folk, was das Album nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch gewöhnungsbedürftig (im Sinne von originell) macht. Einziges Manko bleibt die Tatsache, dass nicht alle Songs so hitlastig herüberkommen wie die tolle Hymne »Deutsches Herz«, das melancholische »Der Einsame Jäger« oder das gänsehautartige »Die Brücke«, was »Gipfelstürmer-Storming The Summit« nur knapp am »Tipp« vorbeischrammen lässt. Wer aber mal wieder eine deutschsprachige Scheibe mit textlichem Tiefgang sucht, von pseudointellektuellem, unfreiwillig komischem Geseiere der Marke SAMSAS TRAUM die Nase voll hat und auch ein ultradickes, sehr geil aufgemachtes Booklet in seinen Händen halten möchte, sollte hier zugreifen und bekommt auch noch zwei Bonustracks, von denen besonders »March Ör Die« (MOTÖRHEAD) auffällt, das man mit orchestraler Marschmusik darbietet. Richtig klasse! (do)
Anmerkung des Redakteurs: MEGALITH rühmen sich ihrer kompromisslosen Texte. Dem einen oder anderen könnten diese daher sauer aufstoßen und ich möchte von Anfang an ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht allen Texten zustimmen kann. Ich habe die Texte sorgfältig studiert und bin zu der Überzeugung gekommen, dass hier zwar kontrovers und provozierend, nicht aber »illegal« in irgendeiner Art und Weise vorgegangen wird.
MEGALITH: ein großer, unbehauener Steinblock. Soviel zur knappen Definition, in wie weit diese auf die Musik des hessischen Sechser zutrifft, wird sich hoffentlich im Laufe der folgenden Zeilen klären. Einerseits ließe der Bandname eine sehr raue Art von Musik erwarten, andererseits könnte es ein Fingerzeig in Richtung Natürlichkeit oder sogar epischer Kraft sein. Im Gegensatz zur gängigen Annahme liegt die Wahrheit in diesem Fall allerdings nicht irgendwo dazwischen, sondern mitten darin. Denn irgendwie ist MEGALITH von all diesem ein wenig.
Musikalisch wollen sich die Herrschaften nicht festlegen, zumindest passt die Musik in keine der gängigen Schubladen, eher ist es so, dass Hemden, Socken, Hosen, Short und Jacken dabei sind, wenn wir mal bei der Kleiderschrank-Metapher bleiben wollen. Auf der einen Seite harsche Sounds wie im recht eingängigen Wir lieben den Tod, epische Klänge (Deutsches Herz) auf der anderen und verzweifelte Traurigkeit (Der einsame Jäger) auf der dritten Seite. Nun ist es nicht so, als ließen sich die übrigen Stücke hier genau unterordnen, ebenso verbietet sich ein Vergleich zu gängigen Acts der angesprochenen Genres. MEGALITH kommt einfach ausgesprochen eigenständig daher und trotz anderslautender Informationen aus dem beiliegenden Schreiben (»[...] kostet es recht viel Zeit, dieses Album voll zu erfassen«) gehen Lieder wie Eines Tages, Ein Traum von Ende und Anfang oder Das Tor zügig ins Ohr und verweilen dort gerne. Dies liegt zum einen natürlich an der guten Instrumentalarbeit und dem abwechselungsreich Gesang, der mal sanft, mal harsch, aber immer mit der richtigen Dosis Emotion präsentiert wird.
Einen enormen Wiedererkennungswert haben allerdings auch die Texte. Im Vorwort sprach ich bereits an, dass diese ausgesprochen kontrovers sind, andererseits habe ich es selten erlebt, dass die lyrische Arbeit einer Band so fundiert ist. Sicher, es werden große Namen ins Spiel gebracht, so stammen Inspirationen von keinen geringeren als Heinreich Heine oder Franz Kafka, dennoch wird hier nicht billig abgeschrieben, sondern die Quintessenz der Texte wird in ein gänzlich neues Gewand mit einer sehr kreativen, teils verstörenden Wortwahl gesteckt. Hinzu kommen bunt zusammengewürfelte (diesen despektierlichen Ausdruck bitte ich zu entschuldigen) Zitate, die dem einen oder anderen bereits im Fernsehen begegnet sein könnten (Akte X, Der Geist und die Dunkelheit), was die Sache interessant macht und insgesamt abrundet.
Hmm, ich muss ehrlich zugeben, dass die Diskrepanz zwischen dem Hören einer CD und dem Schreiben über selbige selten so schwierig war, wie bei Gipfelstürmer. Die Musik zu erleben ist das eine, sie in Worte zu fassen aber etwas gänzlich Anderes. Daher bist nun Du, lieber Leser, mehr denn je dazu aufgerufen, Dir eine eigene Meinung zu MEGALITH zu machen, die abschließende Bewertung ist als absolut subjektiv zu betrachten und verzichtet mehr als sonst auf den Anspruch der Richtigkeit.
Redakteur: Jan Müller - Bewertung: 8.5/10
Ein Gemisch aus verschiedenen Metal-Richtungen und geradezu literarischen Texten – die Band Megalith, das aktuellste Projekt des Ex-Agathodaimon-Gitarristen Hyperion, vereinen dies in ihrem zweiten Album »Gipfelstürmer – Storming the Summit«.
Musikalisch lassen sich durchaus Gothic-Elemente festellen, allerdings genauso auch Einflüsse des Folk-, sowie des Black- als auch des Heavy-Metals. Textlich orientiert sich Hyperion an großen Vorbildern, so z.B. Heinrich Heine, Franz Kafka, sowie auch dem Indianerhäuptling Noah Seattle. Neben diesen finden sich im Booklet, welches übrigens 28 Seiten umfasst, bezogen auf die einzelnen Texte Zitate von weiteren bekannten Persönlichkeiten, etwa Friedrich Nietzsche oder Dieter Hildebrand.
Die Instrumentierung der einzelnen Songs ist, wie die musikalischen Einflüsse von Megalith, unterschiedlich: Während z.B. der Titelsong »Gipfelstürmer« weitgehend auf Synthesizer-Klänge verzichtet, baut der von Friedrich Nietzsche inspirierte Track »Der einsame Jäger« größtenteils auf eben jene auf. Die Stimmung, die die Songs vermitteln, ist düster, einige stellen geradezu kafkaeske Situationen da, ein weitere Bezug auf den diesen Begriff prägenden Autor. Hier berichtet z.B. »Die Brücke« vom Selbstmord des Erzählers.
Dank des Songs »Deutsches Herz« mögen Megalith in die rechte Ecke gedrängt werden, dies ist aber nicht unbedingt vertretbar: bei genauerer Betrachtung des Textes fällt auf, dass das deutsche Herz keineswegs auf Eroberungskurs ist, sondern »ganz ergeben der Schrift und dem Wort« dient und »Taten komplett aus dem Denken verbannt« hat.
»Gipfelstürmer« ist ein sehr abwechslungsreiches Album mit teils düsteren, teils provokativen und durchweg hervorragenden Texten, die sich vor allem gegen die Gesellschaft wenden. Auch in das Booklet ist sehr viel Arbeit gesteckt worden. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Album! Anspieltipps: Gipfelstürmer, Der einsame Jäger, Wir lieben den Tod. Redaktuer: Eike Frommeyer - Wertung: 9/10
Zu Beginn war ich ob des sehr viel versprechenden Infoblättchen sehr skeptisch, denn wie oft schon wurde sehr viel versprochen und doch nur so wenig gehalten. Megalith haben jedoch etwas erschaffen, das erstens ebenjenen Worten mehr als nur gerecht wird und zweitens jeglichen Rahmen sprengt, welchen man zwecks Kategorisierung gewollt oder ungewollt verwendet hat. Philosophie und Metal, kann das funktionieren? Und wie! Allerdings fordern Megalith den Zuhörer nicht nur dazu auf, sich mit der Musik zu beschäftigen, sondern auch die Lyrics genau anzuschauen und mitzudenken. Denn dies ist für ein besseres Verständnis von »Gipfelstürmer / Storming The Summit« unabdingbar. Genauer auf die einzelnen Lieder einzugehen würde nichts bringen, denn jeder muss selbst die Texte lesen und sich seine Gedanken dazu machen. Und auch wenn die einzelnen Themen wie Religion beziehungsweise die Hinterfragung derselben (im aktuellen Zeitkontext), die Beschäftigung mit der eigenen Identität und der Frage, ob man mit der Masse mitschwimmen oder sich alleine auf die Reise seines Lebens begeben will, Krieg in verschiedenen Aspekten oder die Frage nach dem Umgang mit ethnischen Minderheiten wie den Ureinwohnern Amerikas, so geben Megalith nicht einfach platte Statements von sich sondern laden den geneigten Zuhörer dazu ein, ein Aspekt aufzugreifen und darüber nachzudenken. Dazu kommen noch verschiedene musikalische Einflüsse, die von Black Metal über Folk hin zu einer einzelnen akustischen Gitarre reichen (Es ist extrem, was man mit einem einzelnen Instrument sowie einer guten Stimme erreichen kann!), sehr variable Vocals, die fieses Knarzen, Schreien, Flüstern, Erzählen und clean Singen beinhalten und ein originelles, weil schwer fassbares Konzept… Megalith sind schlichtwegs nicht fassbar und zwingen die grauen Zellen, endlich wieder was zu unternehmen, und genau das ist es, was ihr neuester Output so originell und genial wie auch schwer verdaulich macht. Diese Scheibe benötigt neben einem freien, offenen Geist auch jede Menge Zeit, denn gewöhnliche Tracks wird man hier garantiert nicht finden!
Toby S. / Punkte: 8.5 von 10
Nach dem letzten Album »Soldaten des Geistes« steigert sich das Projekt MEGALITH mit dem aktuellen Werk »Gipfelstürmer« ein weiteres Mal in ungeahnte Höhen von Abwechslungsreichtum und technischer Finesse. Die grundsätzliche Klassifizierung des Stils fällt bei MEGALITH sehr schwer (siehe dazu auch das Gespräch in dieser Ausgabe). In jedem Fall ist die Musik technisch extrem ausgereift, spielerisch filigran und von den Arrangements geradezu progressiv, so dass bei den gesanglich im Thrash/Death-Stil gehaltenen Stücken Erinnerungen an Gruppen wie ATHEIST wach werden, welche schon mit dem Schubladenaufdruck »Techno-Death« versehen wurden. »Techno-« als Prefix hat hier allerdings nichts mit »Bumm-Bumm-E-Beat« zu tun, sondern steht für das vorgenannte Merkmal »technisch (ausgereift)«. Des weiteren wären Teile des Albums, etwa das Eröffnungsstück »Zukunftspläne«, vom Klang und vom Gesangstil Anhängern von SENTENCED (vgl. das »Down«-Album) wärmstens ans Herz zu legen. Neben den heftigen Metal-Attacken kommen bei MEGALITH stark die synthetischen Streicher zum Tragen, ohne dabei jedoch nur den Teppich unter den Gitarren zu liefern. Man stelle sich eine Kreuzung aus DREATH THEATER- und DIMMU BORGIR-Keyboards vor und landet bei »Deutsches Herz«, einem der zahlreichen Dauerbrenner dieser CD, bei dem der kraftvolle (und trotzdem melodietragende!) Metal-Gesang sich im Chorus mit einem schon fast an den ehemaligen WOLFSHEIM-Sänger Peter Heppner erinnernden Darkwave/Neoklassik-Gesang abwechselt. Nahezu zerbrechlich und poetischer kommt »Einsamer Jäger« daher, teils balladesk, teils stampfend und angenehm klischeefrei; schlichtweg ein atemberaubendes Stück Musik mit zumeist melodischem Gesang, der dem Hörer durch Mark und Bein geht. Der große Hit auf »Gipfelstürmer« hört auf den Titel »Wir lieben den Tod«, eine Hymne, die den Krieg im Nahen Osten aus der Sicht der »Verteidiger« aufgreift. Wie man auch immer zum textlichen Inhalt stehen mag: Dieses Stück frisst sich in den Gehörgang und bleibt dort hängen, wobei das mitreißende Gitarrensolo am Ende das Signal zur Betätigung der Wiederholungstaste gibt. Der Rezensent hat am eigenen Leibe erfahren, dass es möglich ist, über eine halbe Stunde Autofahrt an diesem einen Stück »hängen zu bleiben«. Unter den 14 Titeln der CD befindet sich mit »March ör Die« von MOTÖRHEAD ein Coverstück, das als besondere Hörempfehlung für alle Musiker angesehen werden muss. MEGALITH haben das Lied rhythmisch so herrlich »verdreht« und progressiv bearbeitet, dass es Lemmy persönlich dabei sogar nüchtern schwindelig würde! Ein befreundeter, in der Szene recht bekannter Schlagzeuger reagierte auf diese Aufnahme zuerst mit ungläubigem Kopfschütteln, dann mit einem immer breiter werdenden, anerkennenden Grinsen. Das Stück ist, mit seinen Worten, »ganz großes Kino!«. Abgerundet wird dieses grandiose Bild durch ein fettes Beiheft mit allen Texten, vielen Zusatzinformationen, Bildern und Graphiken (bzgl. weiterer Details siehe das vorgenannte Gespräch). Zusammen mit der geschmackvollen Verpackung suchen fast 54 Minuten hochkarätiger Musik auf »Gipfelstürmer« einen Käufer und gemessen an all dem, was dieses Album zu bieten hat, könnte es für jeden Leser dieses Magazins interessant sein. Dringende Empfehlung! (satanisches-Pseudonym)
MEGALITH sind die Band des ehemaligen AGATHODAIMON-Gitarristen Hyperion, der von 1995 bis 2002 bei den Black Metallern aktiv war, bevor er die Band aus persönlichen Gründen verließ. Es halten sich seitdem hartnäckige Gerüchte, dass er aufgrund diverser rechter Tendenzen aus der Band geflogen sei, wofür sich aber keine Beweise finden lassen, auch nicht bei seiner aktuellen Arbeit. »Gipfelstürmer-Storming The Summit« bietet zwar eine ganze Latte an Heimatpathos, und nach dem ersten Hören hat man tatsächlich den Eindruck, es hier mit – vorsichtig ausgedrückt – überzeugten Nationalisten (nein, nicht gleichzusetzen mit Nazis!) zu tun zu haben. Schaut und hört man jedoch zweimal hin, dann wird schnell klar, dass das Sextett eine ganze Menge Substanz in seinen fast durchweg starken Songs parkt und ganz sicher nicht von Nazidreck beeinflusst ist, dafür aber von Heinrich Heine, Franz Kafka oder Friedrich Nietzsche. Die erstklassigen Texte, die oftmals Sozialkritik eben jenseits linksgerichteter Plattitüden bieten, sind verpackt in einer sehr eigenständigen Mischung aus Midtempo-Black Metal, orchestralem Bombast, einem Hauch Gothic und einer Prise deutschem Folk, was das Album nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch gewöhnungsbedürftig (im Sinne von originell) macht. Einziges Manko bleibt die Tatsache, dass nicht alle Songs so hitlastig herüberkommen wie die tolle Hymne »Deutsches Herz«, das melancholische »Der Einsame Jäger« oder das gänsehautartige »Die Brücke«, was »Gipfelstürmer-Storming The Summit« nur knapp am »Tipp« vorbeischrammen lässt. Wer aber mal wieder eine deutschsprachige Scheibe mit textlichem Tiefgang sucht, von pseudointellektuellem, unfreiwillig komischem Geseiere der Marke SAMSAS TRAUM die Nase voll hat und auch ein ultradickes, sehr geil aufgemachtes Booklet in seinen Händen halten möchte, sollte hier zugreifen und bekommt auch noch zwei Bonustracks, von denen besonders »March Ör Die« (MOTÖRHEAD) auffällt, das man mit orchestraler Marschmusik darbietet. Richtig klasse! (do)
Der ex-Agathodaimon Gitarrist Hyperion legt mit »Gipfelstürmer« das zweite Album seiner Band Megalith vor. In der Punktewertung der Reviews beim Rock Hard, Metalhammer, dem Zillo und anderen Magazinen schlug das erste Album bereits ein. Dieser zweite Geniestreich aus Black Metal, Gothicmetal, Folkmetal, Neo-Klassik und Heavymetal übertrifft jedoch um Weiten das erste Album.
Der Gesang klingt überaus professionell und wechselt sich ab aus gut verständlichem Black-Metal-Geschrei und klaren Gesangsparts, die mich an Musicalaufführungen erinnert haben. Das muss der Band erst mal einer nachmachen.
Textlich lassen sich die Megalithen nicht den Mund verbieten. Hier kriegt das Christentum eine Klatsche, mit der sich andere Black Metal Bands textlich kaum messen können. Wunderbarer Zynismus gepaart mit schadenfroher Genugtuung ist es, was wir hier von Hyperion zu hören bekommen. Auch andere Themen, wie Vertreibung und die daraus resultierende Hoffnungslosigkeit werden von Megalith thematisiert. Dazu hat man eine Rede des Indianerhäuptlings Seattle herangezogen. Untermalt wurde das Stück namens »Aufbruch in die dunkle Nacht« mit neoklassischen Elementen und glasklarem Musical- und Heavy Metal Gesang in deutscher Sprache.
Megalith trauen sich auch an Themen wie Krieg, Tod, Einsamkeit und Märtyrertum. Ein Beispiel: Ajatollah Chomeini, ein persischer Revulotionsführer, welcher es schaffte, einen Umsturz in Persien aus dem französischen Exil zu veranlassen, wird im Booklet unter dem Lied »Wir lieben den Tod« zitiert. Dieses Lied beschäftigt sich intensiv mit dem Glauben, der Verzweiflung und der Gefühlswelt der freitodwählenden Selbstmordattentäter und der daraus resultierenden Ohnmacht im Westen. Das Lied ist treibend und peitschend im Refrain und macht deutlich, wie erhaben sich die Islamisten fühlen und wie siegessicher die Amerikaner mit ihren Hightech-Waffen einen erbitterten Endloskampf mit einer Welt führen, die sich partout nicht dem Westen anpassen oder gar anschließen möchte.
Auch habe ich mich beim Hören wieder an die Zeiten erinnert gefühlt, in denen Megalith sich mit Hermann Hesse befasst und das Konzeptdemo »Der Steppenwolf« veröffentlicht haben. Denn das Stück »Der einsame Jäger« erinnert sehr an den Protagonisten aus eben dem Buch, das als Vorlage zum ersten Demo diente. Wobei das Stück »Der einsame Jäger« eine Mischung aus klaren Gesangsparts, ausgetüftelten Pianoparts und melodiösen Black Metal Riffs darstellt.
Die CD ist durchweg hörenswert. Von mir aus hätten sie nicht unbedingt Motörheads »March ör Die« covern müssen, auch wenn das spieltechnisch gelungen ist. Ich war noch nie Motörhead Fan, aber ich könnte mir vorstellen, dass es vielen gefallen wird.
Unbequem wie eh und je und ohne Angst vor politisch und musikalisch Inkorrektem wird hier strikt der eigene Weg beschritten. Das zeigt sich an den Texten, die keine Berührungsängste erkennen lassen, und es zeigt sich auch an den musikalischen Gradwanderungen. Das alles macht die hervorragende Eigenständigkeit dieser Band aus! (M.D.)
Den Bandnamen MEGALITH habe ich noch nie gehört. Es handelt sich hier um die neue Band des Ex-Agathodaimon Gitarristen Hyperion. Ziemlich kritisch bin ich an diese Platte rangegangen, denn das Cover reißt nicht grad die Klappe des CD-Players auf und lässt die CD automatisch in den Player wandern. Schon oft wurden die Menschen eines bessern belehrt. Der erste Eindruck soll nicht zählen. Sehr lange wurde mir solch eine anspruchvolle Platte nicht auf den Schreibtisch gelegt. Zitate von Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche, Franz Kafka und sogar die eines Häuptlings wurden in den Texten verarbeitet. MEGALITH haben mit ihrem Album Gipfelstürmer – Storming The Summit ein hartes Black Gothic Album geschaffen, welches schon symphonisch klingt. Die harte Gitarrenarbeit wird zum Teil mit geschmeidigen Keyboard-Teppichen untermalt. Fast alle Songs sind auf Deutsch gesungen. Obwohl diese mit einer rauen und rohen Black Metal Stimme geraunt werden, sind die teilweise sozialkritischen Texte wirklich gut zu verstehen. MEGALITH ist ein echter Geheimtip!!! Als Bonus stehen am Ende 2 Bonustracks an, u.a. mit der Coverversion March Ör Die von Motörhead. (Eggy, 6 von 7 Punkte)
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